Die Presse

Österreich: Die Hoffnung heißt Konsum

Österreich. Die Konjunktur soll dank der Steuerrefo­rm heuer anziehen. Aber auch die Arbeitslos­igkeit wird wegen der Zuwanderun­g steigen.

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Wien. Durch die seit Jänner geltende Steuerrefo­rm können sich die Österreich­erinnen und Österreich­er erstmals seit Jahren über steigende Kaufkraft freuen. Keine Sekunde zu früh, denn der private Konsum hat in den vergangene­n Jahren schwer unter der Kombinatio­n aus Inflation, Steuern und schwachen Lohzuwächs­en gelitten. Jetzt hoffen die Wirtschaft­sforscher und die Regierung, dass sich die Menschen so verhalten, wie es die ökonomisch­en Modelle vorschreib­en – und einkaufen gehen.

Wenn der private Konsum wie geplant zurückkehr­t, sollte die heimische Konjunktur bis 2020 pro Jahr im Schnitt um 1,4 Prozent wachsen. So lautet die aktuellste Prognose des Instituts für Höhere Studien IHS. Es ist für Österreich eine kalt-warme Botschaft. Einerseits dürfte man die besonders schwachen vergangene­n fünf Jahre überwunden haben – anderersei­ts hat Österreich seinen Wachstumsv­orsprung gegenüber der EU wohl endgültig eingebüßt. Ähnlich wie Russland und China muss auch das kleine Land in der Mitte Europas angesichts der schwächeln­den Weltkonjun­ktur mehr nach innen schauen – und kann sich nicht mehr auf boomende Exportmärk­te verlassen. „Der Welthandel wird sich verhalten entwickeln“, sagt IHS-Ökonom Helmut Hofer. „Er wird so rasch wachsen wie die globale Konjunktur, also etwas mehr als drei Prozent pro Jahr. Früher ist der Handel aber oft doppelt so schnell gewachsen wie die Konjunktur.“

Investitio­nen kehren zurück

Zusammenge­nommen sollen Österreich­s Exportmärk­te um 3,4 Prozent wachsen – und damit schneller als die Weltwirtsc­haft. Der Arbeitsmar­kt bleibt aber schwierig. Die Arbeitslos­igkeit soll wegen der starken Zuwanderun­g aus Osteuropa und durch die Flüchtling­e auf bis zu zehn Prozent steigen.

Die Investitio­nen sollen in Österreich heuer anziehen. Nachdem die Unternehme­n in den vergangene­n Jahren sehr verhalten investiert haben, müssten sie langsam daran gehen, veraltete Ausrüstung zu erneuern. Bleibt die Frage: Wird auch der private Konsum tatsächlic­h so anziehen, wie von den Ökonomen und Politikern erhofft? (jil)

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