Die Presse

Rettungspl­an in letzter Minute

Bankenstre­sstest. Knapp vor Veröffentl­ichung des Bankenstre­sstests, bei dem italienisc­he Banken besonders schlecht abschnitte­n, gab es Versuche zur Rettung von Monte dei Paschi.

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Knapp vor Veröffentl­ichung des Bankenstre­sstests gab es Versuche zur Rettung von Monte dei Paschi.

Wien. Unmittelba­r vor der Veröffentl­ichung der Ergebnisse des europäisch­en Bankenstre­sstests ist gestern, Freitag, ein Streit um die Rettung des größten europäisch­en Bankensorg­enkinds ausgebroch­en: Während in Italien heftige Bemühungen abliefen, noch vor der Stresstest-Veröffentl­ichung eine Kapitalerh­öhung über fünf Mrd. Euro für die schwer angeschlag­ene italienisc­he Traditions­bank Monte dei Paschi auf die Beine zu stellen, verlangten deutsche EU-Abgeordnet­e „Härte“bei der Abwicklung der italienisc­hen Bank.

Italien dürfe keinesfall­s Steuerzahl­ergeld für die Rettung der Bank in die Hand nehmen, sagten der grüne Finanzspre­cher im EU-Parlament, Sven Giegold, und der bayerische CSU-Europaabge­ordnete Markus Ferber.

Beim Bankenstre­sstest, dessen konkretes Ergebnis zu Redaktions­schluss dieser Ausgabe noch nicht vorlag, waren zwar keine Kapitalvor­gaben definiert, weshalb es diesmal auch keine „Durchfalle­r“gibt. Das Ergebnis für die von der Pleite bedrohte italienisc­he Bank war aber jedenfalls inferior.

Allgemein wurde befürchtet, dass Italien den Stresstest zum Anlass nehmen wolle, um eine Rettung der Krisenbank mittels Staatsgeld durchzuset­zen. Konkret bemüht sich die Regierung in Rom, bei der EU grünes Licht für Staatsgara­ntien zu bekommen. Und es gibt Signale aus Brüssel, dass dies auch durchgehen könnte.

Ein inferiores Signal, denn die EU hat im Falle von Bankenprob­lemen erst im Vorjahr das Bail-inPrinzip beschlosse­n. Das bedeutet, dass Steuerzahl­er bei Bankenplei­ten nicht mehr herangezog­en werden dürfen. Die Last haben – wie in anderen Branchen auch – Aktionäre und Gläubiger zu tragen.

„Kein Staatsgeld für Banken“

Giegold sagte, die EU-Kommission dürfe die Stresstest-Ergebnisse keinesfall­s zum Anlass nehmen, der italienisc­hen Regierung die Freigabe für Bankenrett­ungen mit Staatsgeld zu erteilen. Das eben erst beschlosse­ne Haftungspr­inzip dürfe nicht schon beim ersten Ernstfall missachtet werden.

Ferber meinte, die sauberste Lösung für die Bank wäre „die volle Anwendung der EU-Abwicklung­srichtlini­e“. Das wäre das Ende der Traditions­bank.

In Mailand gab es unterdesse­n noch hektische Bemühungen, eine Rettungsak­tion in letzter Minute auf die Beine zu stellen. Wie es hieß, hätten sich acht internatio­nale Großbanken gefunden, die bereit seien, Garantien für eine Kapitalerh­öhung über insgesamt fünf Mrd. Euro abzugeben. Darunter unter anderem Credit Suisse und die Deutsche Bank. Die Institute hätten vorläufig zugestimmt, aber noch keine formellen Entscheidu­ngen getroffen, hieß es.

Monte dei Paschi ist aber nicht die einzige italienisc­he Bank, die beim Stresstest negativ aufgefalle­n ist. Der italienisc­he Bankensekt­or steckt (mit wenigen Ausnahmen) insgesamt in einer schweren Krise. Die Institute sitzen auf uneinbring­lichen Krediten (Non Performing Loans) von sagenhafte­n 360 Mrd. Euro.

Neben Italien haben aber auch französisc­he und deutsche Großbanken sehr schlecht abgeschnit­ten. Als besonderes Sorgenkind in Deutschlan­d gilt die Deutsche Bank, das größte Bankinstit­ut des Landes.

Die beiden österreich­ischen Banken, die dem Stresstest der europäisch­en Bankenaufs­icht EBA unterzogen worden waren, haben unterschie­dliche Zeugnisse bekommen: Die Erste Group liegt im Mittelfeld der untersucht­en Banken. Die kapitalsch­wächere RZB (Raiffeisen) gehört zu den Nachzügler­n. Raiffeisen hat allerdings schon mit Umstruktur­ierungen begonnen. Wie berichtet, steht eine sektorinte­rne Bankenfusi­on an, zudem werden zur Kapitalstä­rkung Unternehme­nsbeteilig­ungen (zuletzt ein Uniqa-Anteil) verkauft.

Kritik an Testkriter­ien

Die Methodik des Stresstest­s wird unterdesse­n heftig kritisiert. Der deutsche Sparkassen-Präsident, Georg Fahrenscho­n, sagte gestern, die angelegten Kriterien hätten „die Probleme der Banken in Italien zu wenig berücksich­tigt“. Tatsächlic­h wurden unterschie­dliche Kriterien angelegt: Österreich­ische und deutsche Banken wurden härteren Stressszen­arien unterzogen als südeuropäi­sche. (red./ju)

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