Die Presse

Fragen Sie niemals, worum es in einem Film geht

Die Frage nach der Handlung eines Films ist die gängigste – aber auch die unnötigste.

- VON KÖKSAL BALTACI E-Mails an: koeksal.baltaci@diepresse.com

Jeder kennt das: Man sieht einen guten Film im Kino, will ihn jemandem empfehlen, und fast immer kommt dieselbe Frage: „Worum geht es darin?“Dabei ist das eine eher unpassende, um nicht zu sagen, die falsche Frage. Denn die Handlung eines Films sagt de facto nichts über seine Qualität oder Kurzweilig­keit aus. Stimmt nicht? Okay, worum ging es in „Pulp Fiction“? Oder in „American Beauty“? Oder in „Inception“? Oder in „Matrix“? Wären Sie in irgendeine­n dieser Filme nur aufgrund der Handlung gegangen?

Bei einem Film geht es doch nicht darum, welche Geschichte erzählt wird, sondern darum, mit welchen Mitteln. Sogar in Filmen, in denen es einen entscheide­nden Twist gibt, wie etwa in „The Sixth Sense“, „Fight Club“oder „Zwielicht“, hätte Sie wahrschein­lich die einfache Nacherzähl­ung des Inhalts nicht dazu bewogen, ins Kino zu gehen. Diese Filme wurden erst durch die Filmsprach­e, die außergewöh­nlichen Leistungen der Schauspiel­er und die perfekt austariert­e Dramaturgi­e zu Meisterwer­ken. Wenn man „Fight Club“mit Brad Pitt und Edward Norton nicht kennt, könnte der ungewöhnli­che Plot sogar eher abschrecke­nd wirken.

Aber wenn die Frage nach der Handlung nicht erlaubt ist, wonach soll man sonst fragen, um herauszufi­nden, ob einem der Film gefallen könnte? Nach dem Regisseur oder Autor beispielsw­eise, wenn man frühere Werke von ihnen kennt. Oder nach dem Genre. Oder dem Herkunftsl­and des Films. Eben nach anderen Details, die den Film ausmachen – etwa die Sprache, der Look oder die Struktur.

Perfekt aufbereite­t erfährt man diese Dinge natürlich in Rezensione­n. Denn ein guter Filmkritik­er deutet die Handlung in höchstens zwei, drei Sätzen an und konzentrie­rt sich sonst auf andere Kriterien. Achten Sie ruhig einmal darauf.

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