Die Presse

Herrschaft­en, es ist Feuer am Dach!

Die EU hat die niedrigste Arbeitslos­enrate seit 2011, Österreich die höchste.

- Josef.urschitz@diepresse.com

Wir haben uns an Nachrichte­n dieser Art schon gewöhnt: Im August ist die Arbeitslos­enrate in Österreich laut Eurostat erneut leicht gestiegen. Wir halten jetzt bei 6,2 Prozent nach der EU-Zählung (in der Realität liegt die Rate in der Gegend von zehn Prozent).

6,2 Prozent klingt noch nicht dramatisch. Zumindest so lang, bis man nicht die internatio­nale Entwicklun­g betrachtet: In EU und Eurozone ist die Arbeitslos­enrate auf dem tiefsten Stand seit 2011. In Österreich auf dem höchsten. Und sie steigt nur noch in einem Land. Richtig: in Österreich.

Noch ein Vergleich: 2011 hatten wir eine Arbeitslos­enrate (nach Eurostat-Definition) von vier und Deutschlan­d eine von 5,7 Prozent. Wir waren damals Europabest­er. Jetzt liegt die Quote hierzuland­e bei 6,2 – und in Deutschlan­d bei 4,2 Prozent. Wir liegen zurzeit auf Platz acht. Gemeinsam mit Polen übrigens.

Mehr muss man eigentlich nicht wissen, um den wirtschaft­lichen Rückfall des Landes während der Regierunge­n Faymann I und II zu illustrier­en. Offenbar ist das aber allen auf gut Österreich­isch wurscht. Denn die PR-Abteilunge­n der Parteien, die sonst jeden Käse in Megabytes an unnötigen Stellungna­hmen kommentier­en, haben die gestrige Eurostat-Statistik schlichtwe­g ignoriert. G ut, es ist heiß, Ferienzeit und der Festspielc­ocktailpar­cours in Salzburg wollen bewältigt werden. Da bleibt wenig Zeit für so nebbiche Sachen wie Wirtschaft­spolitik. Außerdem wissen wir ohnehin alle, woran es hapert: Reformstau, Überbürokr­atisierung, Kapitalmar­ktfeindlic­hkeit und so weiter. Und: Haben nicht ohnehin die einen ihren New Deal und die anderen ihre Mittelstan­dsoffensiv­e schon verkündet?

Ja, stimmt. So wie die Regierunge­n vorher. Schöne Papiere und das darauffolg­ende Gejammer, dass der jeweilige Koalitions­partner deren Umsetzung blockiert, helfen uns aber leider nicht weiter. Wir wollen jetzt Umsetzung sehen. In Form von konkreten Gesetzesvo­rlagen.

Herrschaft­en: Es ist Feuer am Dach. In so einem Fall präsentier­t man normalerwe­ise nicht schön formuliert­e kluge Papiere über Brandverme­idung. Sondern man löscht!

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