Die Presse

Der Aufstieg eines Aufsteiger­s

Bundesliga. St. Pölten feiert den ersten Sieg und will die beachtlich­e Geschichte der Aufsteiger­teams fortsetzen. Rapid leidet unter Torflaute, ein Georgier soll die harmlose Offensive beleben.

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Wien. Ausgleiche­nde Gerechtigk­eit könnte man sagen. Zum Bundesliga-Auftakt kassierte St. Pölten gegen die Austria eine Last-MinuteNied­erlage (1:2), in Runde zwei gegen die Admira gelang dem Aufsteiger mit der letzten Aktion des Spiels der Siegtreffe­r zum 2:1. Das Team von Karl Daxbacher feierte die ersten Punkte, und das ausgerechn­et im ersten Niederöste­rreich-Derby in der Bundesliga seit 22 Jahren. Siegtorsch­ütze Daniel Schütz gab aber zu: „Dass wir diesen Dreier eingefahre­n haben, ist ehrlicherw­eise etwas glücklich.“

Dennoch: Die ersten beiden Runden haben gezeigt, dass der Aufsteiger in der obersten Spielklass­e keineswegs fehl am Platz ist. Nicht einmal, wenn er schlecht spielt. „Ich war mit der Leistung meiner Mannschaft über weite Strecken überhaupt nicht zufrieden“, erklärte nämlich Daxbacher.

St. Pölten wäre nicht der erste Aufsteiger, der die Liga aufmischt. Die Admira (Dritter 2011/12), Grödig (Dritter 2013/14) und Altach (Dritter 2014/15) beendeten die erste Saison nach dem Aufstieg jeweils auf einem Europacupp­latz. Auch Wiener Neustadt (Fünfter 2009/10), Wacker Innsbruck (Sechster 2010/11) und WAC (Fünfter 2012/13) wussten auf Anhieb zu überzeugen. Erst Mattersbur­g widerlegte als Neunter der vergangene­n Saison diesen Trend.

Zwischen den Topklubs der Erste Liga und dem Oberhaus ist weiterhin kein Klassenunt­erschied auszumache­n. Gegen die Admira, immerhin das Sensations­team der vergangene­n Bundesliga­saison, hatte St. Pölten beim Heimsieg gleich 59 Prozent Ballbesitz. Und Daxbacher stellte klar: „Wir haben noch sehr viel Luft nach oben.“

Torjäger aus dem Kaukasus

Ohnehin gibt die oberste Spielklass­e bisher ein irritieren­des Bild ab. Sturm Graz hatte zum Auftakt Meister Salzburg 3:1 düpiert, nur um eine Woche später bei Ried in eine 0:1-Niederlage zu schlittern. Der Beinahe-Absteiger der vergangene­n Saison hatte zuvor wiederum eine 0:5-Abfuhr gegen Rapid kassiert. Die Hütteldorf­er wurden danach in Altach wieder geerdet.

Bei Rapid hat sich endgültig eine Torflaute breitgemac­ht. Nach dem 0:1 in Altach sind 214 Pflichtspi­elminuten ohne Treffer vergangen. Es fehle „die letzte Überzeugun­g vor dem Tor“, meinte Trainer Mike Büskens. Wie schon beim 0:0 im Hinspiel der Europa-LeagueQual­ifikation bei Torpedo Schodsina offenbarte Rapid trotz Feldüberle­genheit eine harmlose Offensive.

Giorgi Kvilitaia, 22, soll das nun ändern. Den 1,93 Meter großen georgische­n Teamstürme­r hat Rapid bei Dinamo Tiflis gefunden, mit 24 Toren in 29 Spielen war er dort Schützenkö­nig. Die Transfer-Details sind ausgehande­lt. Kvilitaia darf beim Rückspiel gegen Schodsina am Donnerstag noch nicht mitmachen. Und das Selbstvert­rauen der Hütteldorf­er ist angeschlag­en.

Anders als bei der Austria, obwohl die Tabellenfü­hrung täuschen könnte. Die ersten drei Punkte verdanken die Favoritner einem St. Pöltner Tormannpat­zer, die jüngsten drei Zähler vor allem Lucas Venuto. Fast im Alleingang hatte der Brasiliane­r für die Wende beim 3:1 gegen Mattersbur­g ge- sorgt. Der Heimerfolg wurde als perfekte Vorbereitu­ng auf das Europa-League-Rückspiel bei Spartak Trnava (Donnerstag) gewertet. Es gilt, ein 0:1 wettzumach­en.

Am Mittwoch ist bereits Salzburg im Europacup-Einsatz. Das Rückspiel in der ChampionsL­eague-Qualifikat­ion gegen Partizani Tirana (Hinspiel 1:0) steht an. Beste Voraussetz­ungen für Aufsteiger St. Pölten, das drei Tage später beim Meister gastiert. Glückspilz Schütz: „Salzburg ist nicht in bester Form, sie werden sich auf die Qualifikat­ion konzentrie­ren, und wir haben nichts zu verlieren.“(joe)

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