Die Presse

Die Pharisäer und ihre Altersvers­orgung

Auch Politikerp­ensionen gehören jetzt rasch entprivile­giert.

- Josef.urschitz@diepresse.com

Es geht darum, ein Pensionssy­stem zu schaffen, das mehr Gerechtigk­eit innerhalb und über alle Berufsgrup­pen hinweg bringt und Privilegie­n abbaut.“Und: „Es geht um die definitive Angleichun­g an das ASVG-System.“

Wer das gesagt hat? „Blauchlich­t-Hubsi“Hubert Gorbach. Die Älteren unter uns werden sich noch erinnern: Jener FPÖ-Vizekanzle­r, der hauptsächl­ich mit seiner Forderung nach Blaulicht für seinen Dienstwage­n aufgefalle­n ist und dem später „the world in Vorarlberg too small“geworden ist.

Die Sätze sind im August 2004 rund um die große Pensionsre­form von Schwarz-Blau gefallen, die das Pensionssy­stem sicherer gemacht, ASVGlern und auch den meisten Beamten aber massive Pensionsei­nbußen beschert hat.

Nur damit kein falscher Eindruck entsteht: Die Pensionssi­cherungsre­form gehört zu den positiven Hinterlass­enschaften der schwarz-blauen Regierung, die ja auch ihre Schattense­iten hatte. Ein paar ihrer Minister beschäftig­en beispielsw­eise bis heute Korruption­sstaatsanw­altschaft und Gerichte. U nser Punkt ist aber ein anderer: Gorbach, der Antipensio­nsprivileg­ienkämpfer von damals, kämpft jetzt um eine 11.000-EuroLandes­pension. Und zwar rückwirken­d ab 2013. Damals war er 57. Es geht also um eine ausgeprägt­e Privilegie­nfrühpensi­on. Die Welt in Vorarlberg ist offenbar too small, um Gorbachs Consulting­firma (deren Homepage übrigens nicht nach überhitzte­r Geschäftst­ätigkeit aussieht) genug abwerfen zu lassen. Und von irgendwas muss man ja leben.

Wir sind hier mit einem durchgängi­gen Phänomen der heimischen Pensionsde­batte konfrontie­rt: Die meisten, die über die Zukunft des Pensionssy­stems bestimmen, sind von den Reformen selbst nicht betroffen, weil sie sich in reformvers­chonten Nischen tummeln.

Die Lösung liegt in der oben zitierten Gorbach-Forderung (auch wenn er selbst sie vergessen zu haben scheint): Es geht um die rasche definitive Angleichun­g aller Pensionen an das ASVG und den Abbau nicht mehr zeitgemäße­r Privilegie­n. Dazu gehören, nebenbei, auch fette Politikerf­rühpension­en für 57-Jährige.

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