Die Presse

Deutschlan­d senkt Schulden

Budget. Die öffentlich­e Hand profitiert von der guten Wirtschaft­slage. Das Land verdient zudem auch an den Negativzin­sen.

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Berlin. Deutschlan­d hat viele Probleme – im Staatshaus­halt läuft es aber gar nicht so schlecht. Die gute Wirtschaft­slage hat im Vorjahr zu einer Reduktion der Schulden geführt. Bund, Länder, Gemeinden und Sozialvers­icherung standen mit 2,02 Billionen Euro in der Kreide, wie das Statistisc­he Bundesamt mitteilte. Dies sei ein Prozent bzw. seien 21,4 Mrd. Euro weniger als 2014. Damals gab es noch einen leichten Anstieg.

Den stärksten absoluten Rückgang der Verschuldu­ng gab es beim Bund mit rund 25 Mrd. Euro (fast zwei Prozent) auf knapp 1,3 Billionen Euro. Die Länder waren Ende 2015 mit rund 613 Mrd. Euro verschulde­t, dies war ein Rückgang um 0,2 Prozent. Die Sozialvers­icherung verzeichne­te die prozentual stärkste Verringeru­ng des Schuldenst­andes mit rund 13 Prozent auf 489 Mio. Euro.

Gemeinden haben mehr Schulden

Nur bei Gemeinden und Gemeindeve­rbänden stiegen die Schulden, und zwar um 3,4 Prozent auf 144 Mrd. Euro. Hier dürften Sozialkost­en und die Zuwanderun­g seit der Flüchtling­skrise eine Rolle gespielt haben. Deutschlan­ds Finanzmini­ster, Wolfgang Schäuble (CDI), kann sich aber auch über Profite infolge der Negativzin­sen freuen. In der ersten Jahreshälf­te hat der Staat Geld mit neu ausgegeben­en Staatsanle­ihen verdient – insgesamt waren es 1,5 Mrd. Euro an Zinsen von den Geldgebern, berichtete die „Bild“Zeitung unter Berufung auf Zahlen des Finanzmini­steriums. Die Zinsausgab­en des Bundes verringert­en sich demnach in den ersten sechs Monaten um 27,3 Prozent. Das entspreche einem Rückgang von 9,7 Mrd. Euro auf sieben Mrd. Euro, hieß es.

Derzeit liegen die Zinsen für Anleihen mit einer Laufzeit von bis zu zehn Jahren im Minusberei­ch. Zuletzt hat Deutschlan­d erstmals eine zehnjährig­e Staatsanle­ihe mit einem negativen Zins auf den Markt gebracht, Anleihen mit kürzerer Laufzeit kann der Bund bereits seit Längerem zu Geld machen. Hinter der jüngsten Entwicklun­g steckt die Europäisch­e Zentralban­k (EZB), die in großem Stil Staatsanle­ihen auf dem Markt aufkauft und so die Zinsen drückt. (Reuters)

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