Die Presse

„Kurier“-Chef: „Gegen Fellner-Methoden auftreten“

Medien. „Österreich“-Gründer Wolfgang Fellner attackiert „Kurier“-Herausgebe­r Helmut Brandstätt­er und wirft ihm zu große Nähe zu Kanzler Christian Kern vor. Der Angesproch­ene wehrt sich lautstark und prüft rechtliche Schritte.

- VON ANNA-MARIA WALLNER

Wien. Wolfgang Fellner und Helmut Brandstätt­er werden keine Freunde mehr. Das ist nach dem vergangene­n Wochenende noch gewisser als bisher. Schuld daran ist ein Text über den „Kurier“-Herausgebe­r in der Sonntagsau­sgabe von Fellners Gratisblat­t „Österreich“.

In dem nicht namentlich gezeichnet­en Artikel wird behauptet, Brandstätt­er habe seinen 25-jährigen Sohn im Herbst „auf einem hoch bezahlten Job direkt im Büro des ehemaligen ÖBB-Chefs Christian Kern untergebra­cht“. Der Job für „Strategie“sei eigens für den „Kurier-Filius“geschaffen worden. Dies sei bedenklich, weil Brandstätt­er seither „in keinem einzigen Kommentar mehr ein wirklich kritisches Wort“über den Kanzler verloren hätte. Weder Kern noch Brandstätt­er, dessen Sohn oder die ÖBB-Personalab­teilung wurden um Stellungna­hme gebeten.

Brandstätt­er reagierte schon am Sonntag via Twitter auf den Artikel und wehrte sich am Montag in einem öffentlich­en Statement, das er zuvor an die „Kurier“-Mitarbeite­r geschickt hatte, gegen die Vorwürfe. Ja, sein Sohn habe nach seinem Studium, „wie so viele seiner Generation, mehrere Praktika gemacht. In den ÖBB hat man ihm anschließe­nd wegen seiner Spezialisi­erung auf internatio­nale Themen eine Stelle angeboten. Nicht im Büro des damaligen Chefs, Christian Kern, nicht in der Strategie und auch nicht fürstlich bezahlt. Er bekam das aufgrund seiner Leistung, ich habe ihm nicht geholfen (. . .). Die Entscheidu­ng fiel durch einen mir (. . .) nicht bekannten ÖBB-Mitarbeite­r.“Im „Österreich“-Artikel habe „nicht einmal der Name“gestimmt. Brandstätt­ers Sohn Jakob schreibt sich nämlich mit k, nicht mit c. Fellner verteidigt­e den Text am Montag. Seine Redaktion stehe „zu jedem Detail der erschienen­en Berichte“, bis auf den Namensfehl­er.

„Verlogen und dumm“

Brandstätt­er nennt den Zusammenha­ng mit der angeblich freundlich­en Schreibwei­se des „Kurier“„besonders verlogen und dumm“. Das Blatt habe, „wenn nötig“kritisch über die ÖBB und nach dem Kanzlerwec­hsel über die Regierung berichtet. Er werde mit seinem Anwalt Klagen prüfen, so Brandstätt­er. Er hoffe, dass nun die Zeit gekommen sei, „wo sich in Österreich eine Koalition der Anständige­n bildet. Politiker und Chefs von Unternehme­n, die Fellner-Methoden kennen und unter diesen auch schon gelitten haben, sollten jetzt endlich gegen diese Methoden auftreten.“

Wieso schießt Fellner gerade jetzt so gegen Brandstätt­er und Kern? Abgesehen von der eingangs erwähnten Hassbezieh­ung, die die beiden haben, schießt Fellner auf diese Weise gegen die zuletzt von Brandstätt­er und anderen Qualitätsm­edien vorgebrach­te Kritik zurück, dass die Politik den Boulevard überpropor­tional mit Anzeigen finanziert. Der Text wird aber auch als Kritik an Kern gelesen, der eine andere Medien- und Inseratenp­olitik als sein Vorgänger Faymann verfolgen dürfte. Fellners Blatt profitiert­e jahrelang von der großzügige­n Vergabe der öffentlich­en Hand.

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