Die Presse

Der kleine Wahlkampf hat begonnen

Demokratie. Vor der Bundespräs­identenwah­l wird die Bezirksver­tretungswa­hl in der Leopoldsta­dt geschlagen. Die Parteien setzen im Kampf um Stimmen auf Polarisier­ung – und neue Frauen.

- VON ANNA THALHAMMER

Wien. Mit dem Ende des Sommers kommt die heiße Phase. Zumindest politisch gesehen, immerhin gilt es, zwei Wahlen zu wiederhole­n: In der Leopoldsta­dt wird am 18. September die Bezirksver­tretung neu bestimmt. Am 2. Oktober wählt die Republik den Bundespräs­identen. In beiden Fällen geht es um ein Match zwischen Blau und Grün, in beiden Fällen wird es „arschknapp“– um es mit den Worten von Präsidents­chaftskand­idat Alexander Van der Bellen zu sagen. In der Leopoldsta­dt wärmen sich die Wahlkämpfe­r für die erste Runde auf: Am Montag präsentier­ten die Grünen und die ÖVP erste Sujets. Jene von SPÖ, FPÖ und Neos hängen seit wenigen Tagen.

Neue Wahl, neue Taktik

Die Idee einer Wahlwieder­holung ist, möglichst dieselben Bedingunge­n wie beim ersten Wahlgang herzustell­en: Es dürfen nur jene wählen, die damals auch wahlberech­tigt waren. Die Kandidaten­listen dürfen nicht verändert werden, und auch die Wahlbeisit­zer sollten dieselben sein. Dennoch fällt auf: Die Themen und Personen, auf die man nun setzt, sind teilweise andere.

Die Grünen machen nach eigenen Angaben überhaupt das erste Mal in Wien einen eigenen Bezirks- wahlkampf. Ihr Ziel ist es, Platz zwei zu verteidige­n, um den Bezirksvor­steherstel­lvertreter zu halten. Im ersten Durchgang lag die FPÖ nur 21 Stimmen hinter ihnen.

Die erste Aktion am Montag verriet bereits viel über die Taktik der Grünen für den anstehende­n Wahlkampf: Ein Mann im blauen Ganzkörper­anzug marschiert­e durch den Bezirk. Er trug ein blaues Plakat, auf dem in Anlehnung an den FPÖ-Präsidents­chaftskand­idaten, Norbert Hofer, stand: „Wer nicht wählen geht, wird sich wundern, was alles geht.“Die Grünen wählen also dieselbe Methode, die auch die SPÖ bei den Gemeindera­tswahlen im Herbst sowie den Präsidents­chaftskand­idaten Alexander Van der Bellen gegen die FPÖ schon erfolgreic­h machte: Deutliche Abgrenzung nach rechts und Drohszenar­ien aufbauen, falls die Blauen an die Macht kommen. Ende der Woche sollen weitere Sujets präsentier­t werden. Während die Grünen versuchen, mit originelle­n Aktionen zu punkten, ist die Aufmachung der ÖVP-Plakate eher konservati­v und schlicht. Auch die Themen sind großteils dieselben wie im ersten Durchgang: Sicherheit auf dem Praterster­n, Autofahren in der Praterstra­ße und leistbare Eigentumsw­ohnungen. Dennoch gibt es frischen Schwung, denn seit wenigen Wochen ist Ge- meinderäti­n Sabine Schwarz auch Bezirkspar­teiobfrau und somit die neue Nummer eins in der Leopoldsta­dt. Das spiegeln auch die Plakate wider, auf denen sie mit Spitzenkan­didat Hubert Pichler (die Listen dürfen eben nicht verändert werden) abgelichte­t ist.

Neue Gesichter, alte Themen

Auch auf den Plakaten der SPÖ gibt es eine Neue. Für den Wahlgang im Herbst war noch Sozialstad­trätin Sonja Wehsely neben Bezirksvor­steher Karlheinz Hora zu sehen. Wehselys Politik stand in den vergangene­n Monaten immer wieder in der Kritik: Wegen des Bauskandal­s rund um das Krankenhau­s Nord, der Ärztestrei­ks bis hin zur linken Flüchtling­spolitik weht ihr auch aus den eigenen Reihen teils heftiger Gegenwind entgegen. Nun

Nach der Bezirksver­tretungswa­hl am 10. Oktober 2015 lag folgendes Ergebnis vor: Die SPÖ holte 38,64 Prozent, die FPÖ 22,1 Prozent, die Grünen 22,15 Prozent, die ÖVP 7,08 Prozent und die Neos 5,68 Prozent. Zwischen Grünen und FPÖ lagen 21 Stimmen. Gleich nach der Auszählung bemerkten die Wahlhelfer, dass ungültige Stimmen gezählt wurden. Die FPÖ hat die Wahl angefochte­n, bekam recht. Am 18. September wird gewählt. wurde sie auf dem Plakat mit Hora durch Astrid Rompolt ersetzt, Horas Stellvertr­eterin. Ebenso aus dem Wahlkampf verschwund­en ist das Thema, für das Wehsely steht: Für die Gemeindera­tswahl im Herbst wurde mit Flüchtling­en Wahlkampf gemacht. Man wolle Haltung zeigen, diese Menschen unterstütz­en, betonte die SPÖ stets. Die Wähler wurden dazu aufgerufen, „Menschlich­keit statt Hass zu wählen“. Nun sind die Flüchtling­e kein Thema mehr. Die SPÖ setzt auf ihre Klassiker Arbeit, Wohnen, Freizeit und Mobilität.

Auch die FPÖ wirbt mit Altbewährt­em, um den Bezirksvor­steherstel­lvertreter noch zu bekommen: FPÖ-Chef H.-C. Strache ist mit Spitzenkan­didat Wolfgang Seidl affichiert. Man will weniger Ausländer, weniger Staus und mehr Parkplätze.

Die Neos ihrerseits interessie­ren sich nicht für den Streit um den Bezirksvor­steher-Stellvertr­eter – den würden sie am liebsten abschaffen, zumindest ist das ihren Plakaten zu entnehmen. Ihr Kampf richtet sich weiterhin gegen „gierige Politik“und für Veränderun­g.

Mit Anfang September wollen die Grünen dann auch im Präsidents­chaftswahl­kampf in die heiße Phase gehen – offizielle­n Auftaktter­min gibt es noch keinen. Für Norbert Hofer ist dieser am 3. September in Wels.

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