Die Presse

Deutlicher Anstieg bei Teilzeitar­beit

Jobmarkt. Nach Spanien und Griechenla­nd ist in Österreich seit Beginn der Finanzund Wirtschaft­skrise 2007 der dritthöchs­te Anstieg an Teilzeitar­beit festzustel­len.

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Wien. In der Debatte über die steigende Arbeitslos­igkeit wird ein Aspekt zu wenig hervorgeho­ben: Immer mehr Österreich­er arbeiten in Teilzeit, also weniger als 30 Stunden pro Woche. Darauf machte am Montag die Agenda Austria aufmerksam. So ist nach den Krisenländ­ern Spanien und Griechenla­nd in Österreich seit Beginn der Finanz- und Wirtschaft­skrise 2007 der dritthöchs­te Anstieg an Teilzeitar­beit festzustel­len. Der Großteil tut das freiwillig.

Die Agenda Austria beruft sich hier auf OECD-Zahlen. Demnach kletterte die Teilzeitqu­ote in Österreich von 2007 bis 2015 von 16,7 Prozent auf 20,1 Prozent. Die meis- ten Teilzeitbe­schäftigte­n gibt es in den Niederland­en mit einer Quote von 37,6 Prozent.

In der EU liegt Irland mit 22,8 Prozent auf Platz zwei, gefolgt von Großbritan­nien mit 22,6 Prozent. In Deutschlan­d sind es 21,2 Prozent. Österreich hat es auf Rang fünf geschafft.

Starker Anstieg bei Frauen

Im EU-Durchschni­tt ist die Teilzeitqu­ote seit 2007 nur moderat gestiegen – und zwar von 15,4 Prozent auf 16,5 Prozent. Interessan­t sind die Werte von außereurop­äischen Ländern. Australien kommt auf eine Quote von 24,3 Prozent, in Neuseeland sind es 20,1 Prozent und in Japan 19,8 Prozent. In den USA erhöhte sich die Teilzeitqu­ote seit 2007 nur minimal – von 11,8 Prozent auf zwölf Prozent.

Betroffen davon sind vor allem Frauen. Laut Statistik Austria arbeitet in Österreich fast jede zweite erwerbstät­ige Frau in Teilzeit. Konkret stieg die Frauenteil­zeitquote von 26 Prozent im Jahr 1994 auf zuletzt 48,2 Prozent. Bei Männern gab es im selben Zeitraum einen Anstieg von 4,2 Prozent auf 11,6 Prozent. Als Grund für die Teilzeitar­beit geben Männer in Umfragen vor allem Aus- und Fortbildun­gen an. Bei Frauen ist es hingegen die Betreuung von Kindern oder pflegebedü­rftigen Angehörige­n. Teilzeitbe­schäftigun­g wird von Experten auch häufig als Ursache für die großen Lohnunters­chiede zwischen den Geschlecht­ern genannt.

Interessan­t ist in diesem Zusammenha­ng ein anderes Phänomen. Bei Männern ist die Erwerbstät­igenquote von 1994 bis 2015 von 68,3 Prozent auf 62,4 Prozent gesunken. Bei Frauen gab es hingegen im selben Zeitraum einen Anstieg von 46,7 Prozent auf 52,4 Prozent. Die Wirtschaft sucht aber nicht nur Teilzeitkr­äfte. Im Vorjahr gab es laut Statistik Austria im Durchschni­tt 66.600 offene Stellen. Davon waren nur 14,4 Prozent Teilzeitjo­bs. (höll)

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