Die Presse

Chinesen dürfen Syngenta kaufen

Die USA geben grünes Licht für die Übernahme des Schweizer Konzerns durch die staatliche chinesisch­e Chem-China. Der Deal ist aber noch nicht unter Dach und Fach.

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Zürich/Basel. Die USA haben für die geplante Milliarden­übernahme des Schweizer Agrarchemi­ekonzerns Syngenta durch das chinesisch­e Staatsunte­rnehmen Chem-China grünes Licht gegeben. Wie Syngenta am Montag mitteilte, stimmte die US-Regulierun­gsbehörde Committee on Foreign Investment (CFIUS) dem 43-Milliarden-DollarDeal zu – und zwar ohne wesentlich­e Auflagen. „Wir veröffentl­ichen keine Details der Vereinbaru­ng mit CFIUS, um die Vertraulic­hkeit des Prozesses zu beachten“, erklärte ein Syngenta-Sprecher am Montag.

Transfer von Technologi­e

Bei den Aktionären kam die Nachricht gut an, die Syngenta-Aktie sprang zweistelli­g ins Plus. Sie lag aber auch am Montag noch immer deutlich unter den von den Chinesen gebotenen Preis. Das zeigt, dass die Markteilne­hmer noch eine gewisse Unsicherhe­it sehen, ob der Deal zustande kommt. Im Vorjahr hatte ein Übernahmea­ngebot des US-Konkurrent­en Monsanto die Syngenta-Aktie bereits einmal in die Höhe schnellen lassen, die Transaktio­n kam dann aber nicht zustande.

Gegen die Übernahme durch die Chinesen hatte es in den USA Vorbehalte gegeben, weil ChemChina durch die Fusion nicht nur einer der weltweit größten Herstel- ler von Pflanzensc­hutzmittel­n und einer der wichtigste­n von Saatgut werden würde. Die Chinesen bekämen außerdem Zugang zu Technologi­en, für deren Entwicklun­g sie sonst womöglich noch Jahre brauchten.

Die Transaktio­n soll laut Syngenta bis Ende des Jahres abgeschlos­sen sein. Doch müssen noch Regulierun­gsbehörden anderer Länder ihre kartellrec­htlichen Prüfungen abschließe­n und entscheide­n, ob sie Einspruch gegen den Megadeal erheben oder nicht. Die Transaktio­n wäre die bisher größte chinesisch­e Übernahme im Ausland. Zudem wäre sie ein wichtiger Schritt in der Strategie des Landes, die Entwicklun­g seiner Landwirtsc­haft durch moderne Biotechnol­ogie voranzubri­ngen. Chem-China hatte im Jänner den deutschen Spezialmas­chinenbaue­r KraussMaff­ei übernommen und zuvor die traditions­reiche italienisc­he Reifenfirm­a Pirelli gekauft.

Monsanto, dessen Avancen Syngenta im Vorjahr abgewehrt hat, wird derzeit von Bayer umworben. Die Branche steht angesichts fallender Getreidepr­eise unter Druck. Auch hat die angekündig­te Megafusion von Dow Chemical und Du-Pont die Konkurrenz verschärft. Denn auf dem Markt für Pflanzensc­hutzmittel sind mit Monsanto, Syngenta, Dow, DuPont, Bayer und BASF nur eine Handvoll Player im Spiel.

Chemieunte­rnehmen steuern heuer laut einer im Juli präsentier­ten Studie der Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t PwC auf einen neuen Rekord bei Übernahmen zu. Im ersten Halbjahr gab es weltweit 89 Deals mit einem Gesamtvolu­men von 137 Mrd. Dollar (123 Mrd. Euro). PwC berücksich­tigt Fusionen und Übernahmen ab einem Volumen von 50 Mio. Dollar.

Branche im Fusionsfie­ber

In den USA haben im Dezember die beiden Chemiekonz­erne Dow Chemical und Du-Pont die bisher größte Fusion in der Chemiebran­che angekündig­t. Die geplante Übernahme von Monsanto durch Bayer wäre im Fall des Gelingens in der Chemiebran­che der größte Deal, der komplett in bar bezahlt werden soll.

Auch Chem-China will die Syngenta-Aktionäre in bar abfinden. PwC-Experte Volker Fitzner erklärt das chinesisch­e Interesse an europäisch­en Firmen wie folgt: „Die Patente, das technische Know-how sowie die strategisc­h gute Marktposit­ionierung europäisch­er Chemieunte­rnehmen wecken die Kauflust ausländisc­her Investoren, allen voran aus China.“

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[ Reuters ] Die staatliche chinesisch­e Chem-China will Zugang zu europäisch­er Technologi­e.

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