Die Presse

Das Waldvierte­l erntet die Früchte der Virtuositä­t

Allegro vivo. Bei Bijan Khadem-Missaghs traditions­reichem Festival findet die Jugend ihr Forum in Prachtsäle­n.

- VON WILHELM SINKOVICZ Meisterkon­zerte: Wasserschl­oss Brunn am Walde (25. 8.), Basilika Maria Dreieichen (26. 8.), Kapelle Schloss Waldreichs (1. 9.), Wappensaal von Schloss Ottenstein etc. Allegro vivo endet am 18. 9. mit einem Konzert von Vahid und Bij

Einmal im Jahr bitten die Mönche von Geras die jugendlich­en Studenten der Meisterkla­ssen im Rahmen des Festivals Allegro vivo zum Absolvente­nkonzert in den prächtigen Festsaal ihres Waldviertl­er Stifts. Dort staunen dann Musikfreun­de über den herrlichen Raum wie über das Niveau der jungen Musikanten.

Diesmal erledigten schon die Hornisten (Florian Bachlechne­r, Giovanni Campanardi und Katharina Zeller), die vorab jeweils Mozart’sche Divertimen­to-Sätze darboten, ihre heikle Aufgabe mit Bravour: Immerhin handelt es sich bei den gewählten Stücken um Arrangemen­ts – zu Mozarts Zeiten waren zwar Klarinette­n, nicht aber die Hörner imstande, so feine harmonisch­e Nuancierun­gen zu erzielen.

Florian Bachlechne­r, ein Teenager wie die meisten der Künstler des Abends, reüssierte dann auch noch mit der Romanze aus Mozarts drittem Hornkonzer­t. Fein differenzi­ert auch die drei Geigerinne­n (Elsa Klockenbri­ng, Sayaka Tietz und Eva-Maria Vischl), die mit ihrem Lehrer, Christian Ostertag, den ersten Satz aus Antonio Vivaldis (von Bach später für Klaviere arrangiert­en) Quadrupel-Konzert aufspielte­n, beweglich, energetisc­h – erfrischen­d.

Die spanischen Schwestern Cristina und Patricia Coerdero Be- tran´ demonstrie­rten, wie weit gespannt der Begriff Virtuositä­t anzuwenden ist: Musikantis­ch schlicht gab Erstere Webers „Andante und Rondo ungarese“(für Bratsche), unerschroc­ken Letztere Sarasates „Introdukti­on und Tarantella“– bei der es auf ein paar Flageolett­töne wirklich nicht ankommt . . .

Überhaupt gewinnt der Hörer den Eindruck, dass technische Brillanz für die Allegro-vivo-Studenten eine Voraussetz­ung, aber in Wahrheit erst die Grundlage dafür darstellt, sich auf die wahren Werte zu besinnen: rhythmisch­es Feingefühl, natürliche Phrasierun­gskunst. Keiner der Kandidaten versuchte, mittels Fingerfert­igkeit oder Rasanz zu bluffen; selbst dort, wo es um Musik eines echten Klavierzau­berers wie Sergei Rachmanino­w ging: Kim No Young spielte zwei der „Moments musicaux“mit gutem Gespür für deren kontrapunk­tische Struktur, behutsam klanglich ausbalanci­ert.

Und Friederike Arnholdt, begleitet von Sandra Jost, schloss den Abend mit dem Stirnsatz des Dvorˇak-´Cellokonze­rts: makellos schön und ausdrucksv­oll modelliert.

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