Die Presse

Wien setzt auf Eigenvorso­rge

Zivilschut­z. In Österreich verordnet niemand das Halten von Vorräten. Dafür informiert der Zivilschut­zverband über jedwedes Krisenszen­ario.

- VON ANDREAS WETZ Web: www.zivilschut­zverband.at

Wien. Was ist zu tun, wenn es ungemütlic­h wird, der Strom länger ausfällt, das Lebensmitt­elgeschäft nicht aufsperrt und der Wasserhahn trocken bleibt? Wissen, das in Deutschlan­d (siehe Bericht oben) nun ein neues Konzept der Bundesregi­erung verordnet, wird in Österreich seit Jahrzehnte­n still, leise und beständig an die Bevölkerun­g gebracht. Die Widerstand­skraft der Bürger in Krisensitu­ationen kommt hierzuland­e von der Basis. Im Zentrum stehen der Zivilschut­zverband und seine Landesorga­nisationen.

Der Verein ist keine Einsatzorg­anisation, aber er nimmt im Auftrag der Länder die Aufgabe wahr, die Bevölkerun­g über zivile Gefahren jedweder Art aufzukläre­n und darüber zu informiere­n, wie man sich am besten auf sie vorbereite­t. Dazu touren Mitarbeite­r beständig durchs Land, zu vielen Themen gibt es Ratgeber in gedruckter und digitaler Form. Ratschläge über das richtige Anlegen von Vorräten für überschaub­are Zeiträume der Lebensmitt­elknapphei­t sind nur ein Teil davon.

„Das Thema Bevorratun­g kann jedoch sehr schnell Ängste hervorrufe­n“, sagt Wolfgang Kastel. Er leitet die Wiener Landesorga­nisation, die sich Helfer Wiens nennt. Eigen- vorsorge, so seine Erfahrung, sei jedoch eigentlich eine unspektaku­läre Sache. Es sei nur sinnvoll, zum Beispiel als alleinsteh­ende, gebrechlic­he Person, immer Lebensmitt­el für ein paar Tage zu Hause zu haben. „Bei einer kleineren Verletzung kann es ein paar Tage dauern, bis ein Verwandter mich besuchen kann.“Wer da über Vorräte verfügt, sei im Vorteil. In Deutschlan­d, wo man diesen Gedanken bisher nicht so lebt, führt das jedoch zu Schlagzeil­en wie dieser: „Bundesregi­erung will Bevölkerun­g zu Hamsterkäu­fen raten“(Spiegel Online).

Staat stellt „nur“Infrastruk­tur

Dass der Löwenantei­l des Zivilschut­zes in Österreich in Eigenveran­twortung der Bevölkerun­g erfolgt, ist ein altes, aber bewährtes Konzept. Ein Konzept, das sogar ausdrückli­ch in der aktuellen Strategie für Staatliche­s Krisen- und Katastroph­enschutzma­nagement (SKKM) niedergesc­hrieben ist. Zwar gibt es in Bundeskanz­leramt und Innenminis­terium eigene Abteilunge­n für den Zivilschut­z, allerdings haben diese nur koordinier­ende Funktionen. Das Innenminis­terium würde in einem Krisenfall vor allem seine Infrastruk­tur zur Verfügung stellen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria