Die Presse

Regierung und Rebellen schließen Frieden

Kolumbien. Historisch­e Einigung nach mehr als 50 Jahren bewaffnete­n Konflikts. Bürger sollen den Vertrag absegnen.

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Buenos Aires/Bogota.´ Zwei Jahre geheime Vorgespräc­he sowie drei Jahre, zehn Monate und sechs Tage offizielle Verhandlun­gen bedurfte es, um an jenen historisch­en Punkt zu kommen, den Rodrigo Londono alias „Timochenko“am Dienstagab­end in eine Twitter-Nachricht formte: „Der Tag ist nah! Wir gehen auf den Frieden zu.“

An seine frohe Kunde hängte der Kommandeur der Fuerzas Armadas Revolucion­arias de Colombia (Farc) ein Foto, das 17 Männer und eine Frau lächelnd in einem Halbkreis zeigt. Es sind die Spitzenver­treter der kolumbiani­schen Regierung und der Rebellen, die in Kubas Hauptstadt Havanna die letzten Konfliktpu­nkte auf dem Weg zum Ende des seit 1964 andauernde­n Krieges aus dem Weg räumen konnten.

Noch fehlten Details in der Einigung, die beide Seiten im Lauf des Mittwochs in das Schlussdok­ument einbringen sollten, das, so wurde angekündig­t, um 19 Uhr kolumbiani­scher Zeit, also Donnerstag­morgen um zwei Uhr in Mitteleuro­pa, präsentier­t werden soll.

Diesem Durchbruch waren besonders intensive Verhandlun­gen vorausgega­ngen, während der vorigen Woche saßen sich beide Seiten in kleinen Gruppen von morgens um sieben bis Mitternach­t gegenüber. Die Zeit drängte massiv, Kolumbiens Präsident, Juan Manuel Santos, hatte im vorigen September ja ein Ende des Konfliktes binnen 180 Tagen angekündig­t. Doch der Stichtag 23. März verstrich ohne Einigung.

Beide Seiten bekundeten, dass die in Havanna ausgehande­lte Einigung endgültig sein wird. Darüber werden Kolumbiens Bürger in einer Volksabsti­mmung zu befinden haben, die nach dem Willen von Präsident Santos möglichst bald, also wahrschein­lich im Oktober abgehalten werden soll.

Auch wenn viele Bürger, besonders die Opfer und deren Familien, massive Probleme mit dem Gedanken haben, dass viele ExGuerille­ros frei kommen und einige womöglich gar ins Parlament einziehen könnten, deuten die Umfragen auf ein deutliches Ja zum Frieden hin. (a.f.)

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