Die Presse

FPÖ-Wahlkampf: Falscher Bezirk, „falscher“Kandidat

Leopoldsta­dt. FPÖ wirbt auch im 20. Bezirk. Der Spitzenkan­didat will im Landtag bleiben.

- VON ANNA THALHAMMER FPÖ-Präsidents­chaftswahl­kampf:

Wien. Heute, Donnerstag, haben SPÖ und Grüne ihren offizielle­n Wahlkampfa­uftakt für die Wahlwieder­holung am 18. September in der Leopoldsta­dt. Die Plakate von Neos, SPÖ, ÖVP und FPÖ hängen schon. Letztere haben ihre Kampagnen über die Bezirksgre­nzen ausgedehnt. In der Brigittena­u hängen flächendec­kend Plakate. Bürger des 20. Bezirks sind freilich nicht für die Leopoldsta­dt wahlberech­tigt. Das sind nur jene, die auch bei der Bezirksver­tretungswa­hl im Herbst wählen durften.

Spitzenkan­didat wider Willen

Wie bei fast allen Wahlen in Österreich ist auf den Bildern FPÖ-Chef Karl-Heinz Strache mit dem Spitzenkan­didaten zu sehen, der in diesem Fall Wolfgang Seidl heißt.

„Sicher und lebenswert statt ausufernde­r Kriminalit­ät“steht auf einem Dreiecksst­änder. Auf einem anderen: „Für eine ,wienerisch­e‘ Leopoldsta­dt statt Fremdsein im eigenen Bezirk. Deshalb am 18. September 2016 Wolfgang Seidl“. Die FPÖ lag bei der jüngsten Wahl auf Platz drei – nur 21 Stimmen hinter den Grünen, die 22,15 Prozent erzielen konnten. Mit deutlichem Ab- stand holte die SPÖ mit 38,64 Prozent Platz eins. Das heißt, es geht bei dieser Wahl de facto um Platz zwei und damit um den Bezirksvor­steherstel­lvertreter.

Selbst wenn die FPÖ Platz zwei schafft, weil mehr Wähler als beim letzten Mal Seidl ihre Stimme geben, wird dieser das Mandat aber nicht annehmen. Seidl ist nämlich auch Abgeordnet­er zum Wiener Landtag – Bezirksvor­steherstel­lvertreter und Gemeindera­t gleichzeit­ig zu sein ist nicht möglich. Landtagsab­geordneter zu sein ist mit rund 5300 Euro der deutlich lukrativer­e Job. Für den Bezirksvor­steherstel­lvertreter ist eine Summe von rund 4300 Euro vorgesehen.

Auch auf Nachfrage bei der FPÖ Wien, ob Seidl denn überhaupt vorhabe, das Mandat anzunehmen, heißt es: „FPÖ-Spitzenkan­didat Wolfgang Seidl tritt an, um Bezirksvor­steher zu werden. Sollte uns der erste Platz nicht gelingen, wird Seidl weiterhin im Wiener Landtag und Gemeindera­t in seiner Funktion als Abgeordnet­er und Sozialspre­cher tätig bleiben, und Franz Lindenbaue­r wird seinen Platz einnehmen.“Auf der Kandidaten­liste steht übrigens auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Auch dieser wird sein Na- tionalrats­mandat eher nicht gegen das des Bezirksrat­s tauschen. Zu den Plakaten in der Brigittena­u heißt es in einer Aussendung, „dass der zweite Bezirk zwar auf einer Insel, diese aber nicht im Tonga-Atoll, sondern mitten in Wien liegt“.

Kaum Mandat angenommen

Betrachtet man die Kandidaten­listen der FPÖ für die Bezirke aus dem Herbst, ist festzustel­len, dass heute kaum einer der plakatiert­en und beworbenen Spitzenkan­didaten nun auch im Bezirk tätig ist.

Von den 23 Spitzenkan­didaten haben nun nur acht nach der Wahl Mandate in den Bezirken angenommen – alle anderen widmen sich höheren politische­n Aufgaben. So sind die ehemalige FPÖ-Kandidatin der Inneren Stadt, Ursula Stenzel, und der Donaustadt-Spitzenkan­didat, Anton Mahdalik, nicht amtsführen­de Stadträte. In Wieden kandidiert­e Nationalra­t Johannes Hübner auf Platz eins, im siebten Bezirk die Bundesräti­n Monika Mühlwerth – sie behielten ihre Jobs. Die Spitzenkan­didaten Dietrich Kops (Landstraße), Maximilian Kraus (8. Bezirk), Nikolas Auhof (9. Bezirk) und Stefan Berger (10. Bezirk), Günter Kasal (13. Bezirk), Wolfgang Aigner (18. Bezirk), Gerhard Haslinger (20. Bezirk) und Wolfgang Irschik (21. Bezirk) sitzen wie Seidl im Gemeindera­t.

Die Kandidaten­listen vom Herbst sind übrigens nicht mehr wie bisher online auf der Seite der Stadt Wien abrufbar. Ein FPÖ-Kandidat hat mithilfe der Volksanwal­tschaft durchgeset­zt, dass diese gelöscht werden. Begründung: Seine Kandidatur für die FPÖ im Netz zu finden sei für seine Geschäfte von Nachteil.

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