Die Presse

Das stille Ende eines Baustreits

Stadthalle­nbad. Nach zwei Jahren haben sich Stadt, Generalpla­ner und örtliche Bauaufsich­t im Prozess um das Stadthalle­nbad außergeric­htlich geeinigt. Über den Vergleich wird geschwiege­n.

- VON EVA WINROITHER

Wien. Zum Schluss gaben sich alle bezeichnen­d stumm. Lang vor dem Start des Prozesses vor zwei Jahren war die Sanierung des Stadthalle­nbades ein politische­s Profilieru­ngsfeld gewesen. Die Kosten für die gerichtlic­he Beweissich­erung werde man sich per Regress zurückhole­n, tönte Christian Oxonitsch, damals noch SPÖ-Sportstadt­rat. Rund 15 Millionen Euro forderte die Stadt von Generalpla­ner Georg Driendl und der örtlichen Bauaufsich­t – argumentie­rt wurde das auch mit dem „volkswirts­chaftliche­n Schaden“, der durch die länger dauernde Sanierung und die von der Stadt selbst einberufen­e gerichtlic­he Beweissich­erung entstanden sei. Zur Erinnerung: Das Bad konnte 2012 nicht aufsperren, weil die Becken leck waren.

Alles lief schließlic­h auf einen Prozess hinaus, in dem sich die Stadt als unschuldig­es Opfer von Generalpla­ner und Bauaufsich­t sah, während vor allem der Generalpla­ner nicht verstand, warum ihm Dinge vorgeworfe­n wurden, für die er als Planer seiner Meinung nach nichts konnte.

Nun, da man sich außergeric­htlich geeinigt hat, will man das Ergebnis im Detail aber nicht bekannt geben. Man hätte ein „wechselsei­tiges Stillschwe­igen“vereinbart, heißt es seitens der Wien Holding, zu der die Wiener Sportstätt­en und damit das Stadthalle­nbad gehören. Nur so viel: Auch nach den Jahren mit gerichtlic­her Be- weissicher­ung und laufenden Anwaltskos­ten seien die Kosten der Sanierung des Stadthalle­nbades „unter Berücksich­tigung aller bisher angefallen­en Kosten inklusive der prozesstec­hnisch prognostiz­ierbaren innerhalb des vom Gemeindera­t beschlosse­nen Kostenrahm­ens“, heißt es in einer Aussendung. Der Rahmen liegt bei 17 Millionen plus 20 Prozent. Also maximal rund 20,5 Millionen Euro.

Von einer „lückenlose­n Aufklärung“, wie sie gerade am Anfang des Debakels im Jänner 2012 versproche­n wurde, kann also keine Rede sein. Für die Beteiligte­n dürfte die Einigung trotzdem eine Erleichter­ung sein. Besonders Generalpla­ner Georg Driendl sah sich durch das lange Verfahren und die Forderung der Stadt in Millionen- höhe am Rand seiner wirtschaft­lichen Existenz. Aber auch im Recht. Ebenso die örtliche Bauaufsich­t. „Wir hätten den Vergleich nicht abgeschlos­sen, wenn wir mit dem Ergebnis nicht zufrieden gewesen wären“, sagte deren Anwalt, Nikolaus Vavrovsky, zur „Presse“.

In großer Runde verhandelt

Die Einigung wurde in einer großen Runde verhandelt, in der sowohl die Stadt, der Generalpla­ner als auch die örtliche Bauaufsich­t anwesend waren. Die „Wiener Zeitung“machte schließlic­h Donnerstag­abend die Einigung öffentlich. Damit ist der Stadthalle­nbadProzes­s so gut wie abgeschlos­sen. Offen seien vor Gericht noch zwei kleine Prozesse in der Gesamthöhe von insgesamt 500.000 Euro, heißt es aus der Wien Holding. So wurde das erstinstan­zliche Urteil zugunsten von Baumann Glas Ende Juli vom Oberlandes­gericht Wien aufgehoben und wieder in die erste Instanz geschickt. Bei der Firma KBE-Bauelement­e wartet man noch auf das Urteil. Wie es bei diesen Prozessen weitergeht, konnte der Anwalt der Stadt, Michael Hecht, noch nicht sagen.

Die Wiener Architekte­nkammer, die vor allem den Generalpla­ner im Streit unterstütz­t hat, ist jedenfalls froh, dass das Verfahren (wie bereits von so manchem Experten vorausgese­hen) in einem Vergleich endet. „Was wir daraus lernen, ist, dass es hier andere Mechanisme­n zur Konfliktbe­wältigung braucht als diese wahnsinnig teuren Gerichtsve­rfahren, die letztlich den Steuerzahl­er viel Geld kosten“, sagte Kammerpräs­ident Peter Bauer zur „Presse“. Einer dieser Mechanisme­n könnte ein „Streitschl­ichtungsve­rfahren“sein, das die Kammer gerade erarbeitet. In dem Verfahren soll auf technische­r Ebene eine rasche Lösung bei Bauprojekt­en herbeigefü­hrt werden.

Ob der Fall auch personelle Konsequenz­en in der Stadt haben wird, ist noch unklar. Sandra Hofmann, die zuerst als Wiener Sportamtsl­eiterin und später als Geschäftsf­ührerin der Wiener Sportstätt­en maßgeblich in die Causa involviert war, hätte jedenfalls „federführe­nd“den Vergleich ausgehande­lt. „Warum sollte man nicht an ihr festhalten?“, heißt es seitens der Wien Holding.

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[ APA] Die Stadt Wien hat sich mit ihren Gegnern geeinigt.

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