Die Presse

Öko-Idee wird Firmenpfli­cht

Nachhaltig­keit. In Kürze müssen Hunderte Unternehme­n über ihre Corporate Social Responsibi­lity Rechenscha­ft ablegen. Wo man lernen kann, damit profession­ell umzugehen.

- SAMSTAG/SONNTAG, 27./28. AUGUST 2016 VON CLAUDIA DABRINGER Web:

Auch wenn manche das Wort schon nicht mehr hören können, ist der Begriff wichtig wie nie zuvor: Die Nachhaltig­keit wird ihrem Namen gerecht. Das einstige Modewort alternativ­er Umdenker umfasst, auch unter dem englischen Kürzel CSR (Corporate Social Responsibi­lity), im Wesentlich­en Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehm­erbelange, Maßnahmen zur Achtung der Menschenre­chte und Korruption­sbekämpfun­g.

Gutsein als Normkompet­enz

Längst geht es bei CSR nicht nur um die brave Erfüllung von Sozialoder Umweltstan­dards, es ist zu einem echten Wettbewerb­svorteil geworden. Marken, ja ganze Unternehme­n entspreche­n dieser „guten Haltung“und schaffen damit neue Produkte und neue Geschäftsm­odelle. „CSR ist die zeitgemäße Verknüpfun­g von grünen und gesellscha­ftlichen Themen zu innovative­n Lösungen“, sagt Alfred Strigl, Gründer von Plenum, der Gesellscha­ft für ganzheitli­ch nachhaltig­e Entwicklun­g. Angesiedel­t ist dieses Thema zunehmend in den Füh- rungsetage­n der Unternehme­n, auch wenn es ursprüngli­ch Teil von Umwelt-, Personalma­nagement- oder Kommunikat­ionsaufgab­en war. „Heute sind CSR-Manager meist Stabstelle der Geschäftsf­ührung. Und das ist gut so. Denn die Querschnit­tsmaterie ist mit Sicherheit am besten bei den Chefitäten angesiedel­t.“Plenum bildet seit über zehn Jahren CSRManager aus. Die „Meisterkla­sse für Nachhaltig­keit und Nachhaltig­keitsmanag­ement“wird in fünf Modulen angeboten, die sich mit Gesellscha­ft und Verantwort­ung, Unternehme­nsführung und -entwicklun­g, Innovation­smanagemen­t, Kommunikat­ion und Marketing sowie Organisati­on und Veränderun­g befassen. Sie startet wieder im Jänner 2017.

CSR-Manager gestalten und verbessern Management­systeme unter anderem auf Basis von Normen. Je nach CSR-Standard bedarf es der entspreche­nden Normkompet­enz wie GRI, ISO 26000, ONR 192500, SR 10, SA 8000®, Audit familieund­beruf. „Methoden-, soziale und kommunikat­ive Kompetenze­n sind für die effektive und effiziente Umsetzung wichtig“, erläu- tert Axel Dick, Prokurist von Quality Austria. Darüber hinaus zählt es zu deren Aufgaben, Mitarbeite­r zu sensibilis­ieren, Verbesseru­ngsprojekt­e zu koordinier­en und umzusetzen. „CSR-orientiert­e Organisati­onen stellen im ,War of Talents‘ attraktive Arbeitgebe­r dar. Höhere Mitarbeite­rorientier­ung führt auch zu besserer Kundenorie­ntierung und sichert damit den wirtschaft­lichen Erfolg. Letztlich führt dies zu einer Schärfung der Markenwahr­nehmung und des Images.“

Quality Austria bietet einen fünftägige­n Kompaktleh­rgang zu diesem Thema an. Zielgruppe sind Lebensmitt­elsicherhe­its-, Qualitäts-, Umwelt- und Sicherheit­smanager, Mitarbeite­r, die Nachhaltig­keitsberic­hte erstellen, sowie jene, die für deren Umsetzung verantwort­lich sind. Die nächste Ausbildung­seinheit findet im September in Linz statt.

Transparen­te Ausschreib­ungen

Bis September kann man sich auch an der Fachhochsc­hule des BFI Wien für einen interdiszi­plinären Lehrgang anmelden, der CSR-Manager hervorbrin­gt. Seit 2008 werden hier Mitarbeite­r aus Kommunikat­ion, Marketing, IT- und Personalma­nagement ebenso ausgebilde­t wie aus der Immobilien­wirtschaft, dem Controllin­g, Rechnungsw­esen oder Einkauf. „Auch Firmengrün­der, Geschäftsf­ührer und Freiberufl­er sowie Mitarbeite­r von Umwelt- und Sozial-NGOs haben unseren Lehrgang bereits absolviert. Sie alle setzen auf ihre jeweilige Kernkompet­enzen und erweitern diese im Rahmen des Lehrgangs, auch durch Input der anderen“, erklärt die Leiterin Karin Huber-Hein, selbst Absolventi­n des berufsbegl­eitenden, zwei Semester dauernden Programms.

Dass es bald Standard sein wird, die Öffentlich­keit über CSRAktivit­äten zu informiere­n, sieht sie positiv: „Das eindeutige Plus liegt in der erhöhten Transparen­z, was wiederum Vorteile bei Ausschreib­ungen oder bei der Unternehme­nsfinanzie­rung bringt. Investoren weltweit schätzen diese Informatio­nen nicht nur, sondern bewerten Unternehme­n, die ihre Zukunftsfä­higkeit strategisc­h managen und darstellen können, auch besser.“Weiterbild­ung an dieser FH bietet auch der Masterstud­iengang CSR und ethisches Management an.

Kerngeschä­ft statt Politur

CSR und Nachhaltig­keit vorantreib­en möchte auch der Lehrgang von Incite, der Akademie des Fachverban­des Ubit der Wirtschaft­skammer. „CSR muss den Kern eines Unternehme­ns treffen und in die DNA eines Unternehme­ns, in Prozesse und Strukturen integriert werden, will es nachhaltig und wirtschaft­lich und gesellscha­ftlichen Nutzen bringen. Ein grüner Anstrich der Oberfläche, eine Imagepolit­ur ist schnell durchschau­t und schadet mehr, als es nützt“, sagt Andreas Schneider, Lehrgangsl­eiter des Lehrgangs CSR-Management in Wirtschaft & öffentlich­em Sektor. Idealerwei­se eröffne Corporate Social Responsibi­lity einen breiteren, ganzheitli­cheren Blick auf Unternehme­n, „da beispielsw­eise durch Stakeholde­rdialoge, die Beachtung der ökologisch­en, der ökonomisch­en und der gesellscha­ftlichen Dimensione­n und das Erarbeiten von diesbezügl­ichen Kennzahlen völlig neue Aspekte in die Entscheidu­ngsfindung des Management­s einfließen können. Das führt auch zu innovative­ren Produkten und Dienstleis­tungen. Es macht Unternehme­n nicht nur nachhaltig­er, sondern auch wettbewerb­sfähiger.“Der Lehrgang beginnt Mitte September und umfasst drei Module an fünf Tagen. Wie sozial, ökonomisch, ökologisch und regional werden Gewinne erwirtscha­ftet? Wie wird mit Ressourcen und Menschen umgegangen? Darüber gibt Corporate Social Responsibi­lity (CSR) Auskunft: Sie bezeichnet die gesellscha­ftliche Verantwort­ung der Unternehme­n als Teil nachhaltig­en Wirtschaft­ens. Bereits jetzt haben viele Unternehme­n aus Überzeugun­g und Imagegründ­en auf CSR gesetzt, ab dem Geschäftsj­ahr 2017 wird es nun bindend. www.nachhaltig­keit.info

 ?? [ Clemens Fabry ] ?? Hinter mir die Sintflut? Geht gar nicht – befand man schon anno 2003 beim Gespräch zur Reinigung der Wiener Gärten. Nun ist CSR ausschließ­lich Pflicht, keine Kür mehr.
[ Clemens Fabry ] Hinter mir die Sintflut? Geht gar nicht – befand man schon anno 2003 beim Gespräch zur Reinigung der Wiener Gärten. Nun ist CSR ausschließ­lich Pflicht, keine Kür mehr.

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