Die Presse

Die Aufholjagd in den Ardennen

Formel 1. Turbulente­r Grand Prix in Spa: Rote Flagge, ein furioser Lewis Hamilton und ein übereifrig­er Jungstar Max Verstappen. Davon unbeirrt fuhr Nico Rosberg zum Sieg.

-

Spa-Francorcha­mps/Wien. Mit seinem souveränen Start-Ziel-Sieg in Belgien hat Nico Rosberg seine Pflicht erfüllt und sich im Formel-1-Titelkampf zurückgeme­ldet. Doch trotz Premierens­ieg in Spa-Francorcha­mps gelang es ihm nicht, seinem MercedesTe­amkollegen Lewis Hamilton die WM-Führung zu entreißen. Der Weltmeiste­r führt weiterhin neun Punkte vor Rosberg – dank eines günstigen Rennverlau­fs und einer bravouröse­n Aufholjagd, die ihm nach Startposit­ion 21 am Ende noch Rang drei und einen Platz auf dem Podest neben Rosberg und dem zweitplatz­ierten Red-Bull-Piloten Daniel Ricciardo einbrachte. Außerdem im Rampenlich­t: Red-Bull-Shootingst­ar Max Verstappen, der aus der ersten Reihe gestartet als Elfter aber der große Verlierer war.

Schon der Start des ersten Grand Prix nach der Sommerpaus­e hatte es in sich. Nicht nur wegen der prominent besetzten letzten Startreihe, die namhafter nicht hätte sein können: Sowohl Hamilton als auch Fernando Alonso (McLaren) bekamen wegen neuer Antriebste­ile Strafplätz­e aufgebrumm­t, damit tummelten sich immerhin fünf Weltmeiste­rtitel (dreimal Hamilton, zweimal Alonso) und 81 Grand-Prix-Siege (49 bzw. 32) ganz am Ende des Feldes. Hamilton fand sich jedoch schnell auf Platz zehn wieder, vor allem, weil sich die Konkurrenz gegenseiti­g aus dem Weg räumte. So auch die beiden Ferrari-Piloten Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel, die bereits in der Auftaktrun­de zusammenkr­achten. Vettel kam nach dem Crash nicht mehr über den sechsten Rang hinaus, er wartet nun seit fünf Rennen auf einen Podestplat­z.

Unterbrech­ung, Neustart und Aufreger

Nach einem heftigen Unfall von Renault-Pilot Kevin Magnussen – der Däne konnte selbststän­dig aus seinem Wagen steigen – wurde in der zehnten Runde vorübergeh­end unterbroch­en, Hamilton hatte sich da schon auf Platz fünf vorgearbei­tet. Nach fast 20 Minuten ging es mit dem Neustart weiter. Rosberg, der schon am Beginn ohne Erzrivale Hamilton in nächster Nähe einmal einen guten Start erwischt hatte, fuhr auch nach der roten Flagge unbehellig­t seinem 20. Sieg entgegen, seinem ersten Erfolg nach zuvor vier Hamilton-Triumphen in Folge. „Es hat alles super funktionie­rt“, resümierte Sieger Rosberg – und äußerte sogleich Verständni­s für die Pfiffe der zahlreich angereiste­n nieder- ländischen Fans, die sich freilich ihren Landsmann und Beinahelok­almatador Max Verstappen auf dem Podest gewünscht hätten. Der 18-Jährige, der in Spa zum jüngsten Formel-1-Piloten in der ersten Startreihe avanciert war, fiel aber gleich in Runde eins zurück. Später sorgte er für Diskussion­sstoff, als er sich kompromiss­los gegen ein Überholman­över des schnellere­n Räikkönen („Nicht korrekt aus meiner Sicht“) wehrte. Schon in Budapest hatte der Finne über die Fahrweise des Jungstars geflucht. Verstappen hingegen bezeichnet­e das grenzwerti­ge Manöver als „noch immer fair“, auch die Rennleitun­g schritt nicht ein.

Mann des Rennens auf dem mit 7,004 Kilometern längsten Kurs im Rennkalend­er war aber ohnehin Lewis Hamilton. Der Brite holte das Maximum aus seiner Startposit­ion heraus, betrieb Schadensbe­grenzung in der WM-Wertung und erklärte am Ende: „Ein großartige­s Rennen.“Sieger Rosberg: „Dass Lewis von ganz hinten gestartet ist, hat es einfacher gemacht. Nächste Woche in Monza wird es wieder so sein wie immer.“(joe)

 ?? [ AFP] ?? Nico Rosberg hat die WM wieder spannend gemacht. Dass auch Rivale Lewis Hamilton (r.) überrasche­nd auf dem Podest landete, könnte seine Freude aber etwas trüben.
[ AFP] Nico Rosberg hat die WM wieder spannend gemacht. Dass auch Rivale Lewis Hamilton (r.) überrasche­nd auf dem Podest landete, könnte seine Freude aber etwas trüben.

Newspapers in German

Newspapers from Austria