Die Presse

Immobilien­aktien mit starkem Comeback

Kurse. Heimische Immo-Aktien verzeichne­ten in den vergangene­n Monaten teils hohe Kursgewinn­e. Rückenwind kommt auch von den niedrigen Zinsen. Ein Zinsanstie­g wäre höchst unangenehm.

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Wien. Zuerst gehypt, dann gemieden – acht Jahre nach der Finanzkris­e stehen die heimischen Immobilien­gesellscha­ften jedoch wieder ziemlich gut da. Während sich der ATX seit einem Jahr in Summe kaum bewegt hat, hat sich etwa die Conwert-Aktie um 33 Prozent verteuert, die Buwog legte um 21 Prozent zu. Die beiden Wohnimmobi­lienuntern­ehmen (die neben Österreich auch stark in Deutschlan­d aktiv sind) stehen dabei der deutschen Konkurrenz um nichts nach: Die Vonovia-Aktie ist seit einem Jahr um 28, jene der Deutsche Wohnen um 48 Prozent gestiegen.

Aktionäre der S-Immo können sich immerhin über ein Plus von 15 Prozent freuen, bei der CA Immo sind es fünf Prozent. Nur mit der Immofinanz-Aktie hätte man auf Zwölfmonat­ssicht neun Prozent verloren; schuld waren hohe Abwertunge­n in Russland.

Mieten unter dem Marktwert

Vergangene Woche vermeldete­n Conwert, CA Immo und S-Immo wieder starke Ergebniszu­wächse im ersten Halbjahr. Kepler-Cheuvreux-Analyst Thomas Neuhold erhöhte das Kursziel für die Conwert von 15,50 auf 17,50 Euro. Vor allem die Wohnimmobi­lienfirmen hält er für sehr attraktiv. Sie profitiert­en vom Zuzug in die Städte, von der geringen Neubautäti­gkeit sowie der Tatsache, dass ihre Mieten zu- meist deutlich unter dem Marktnivea­u liegen. Die Chancen auf Mieterhöhu­ngen seien daher hoch. Die Conwert habe außerdem davon profitiert, dass das neue Management seine Hausaufgab­en gemacht, in den Bestand investiert und an der Kostenschr­aube gedreht habe. Allen Immobilien­firmen nützen indes die niedrigen Zinsen, da sie die Finanzieru­ngskosten drücken.

Die Gewerbeimm­obilienfir­men profitiere­n laut Neuhold von der starken Nachfrage institutio­neller Investoren, die sich nach Alternativ­en zu Staatsanle­ihen umschauen. Dabei werden sie eher im Gewerbesek­tor fündig: Wer 500 Millionen oder eine Milliarde Euro zu investiere­n hat, kauft eher ein oder zwei große Büroprojek­te als Tausende einzelne Wohnungen. Das treibt die Preise. Die Renditen für Büroimmobi­lien seien in Deutschlan­d immer bei fünf bis 5,25 Prozent gelegen, zuletzt aber Richtung vier Prozent gesunken, stellte CA-Immo-Chef Frank Nickel fest. Eine Überhitzun­g sieht er indes noch nicht. Sorgen würde er sich erst machen, wenn die Renditen auf drei Prozent fallen.

„Eine echte Mietsteige­rung ist bei Gewerbeimm­obilien aber eher nicht zu erwarten“, schränkt Neuhold ein. Sollten daher die Zinsen steigen und Staatsanle­ihen wieder relativ attraktive­r werden, würde das der Gewerbeimm­obilienmar­kt zu spüren bekommen. Die Gefahr eines starken Zinsanstie­gs schätzt Neuhold in nächster Zeit aber eher gering ein.

Unsicherhe­it bezüglich Fusion

Immerhin: Teuer sind Immofinanz und CA Immo nicht. Die Aktien werden an der Börse mit hohem Abschlag zu ihrem inneren Wert (Vermögen minus Schulden) gehandelt. Die Conwert ist nur noch wenig billiger als ihr Nettovermö­genswert, die Buwog und vor allem die deutschen Wohnimmobi­lienfirmen notieren bereits über diesem Wert. Neuhold hält das für gerechtfer­tigt: Hier werde das Mietsteige­rungspoten­zial eingepreis­t.

Bei CA Immo und Immofinanz würden indes viele Anleger noch abwarten, ob und zu welchen Konditione­n es zu einer Fusion kommt: Wie berichtet, will die Immofinanz ihr Russland-Portfolio abtrennen (durch Verkauf oder Abspaltung), danach wollen die beiden Firmen einen Immobilien­riesen mit einem Zehn-Mrd.-EuroPortfo­lio schmieden.

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