Die Presse

Crowd finanziert­e Haus

Finanzieru­ng. Auch Bauträger holen sich Geld aus der Crowd, das erste Projekt ist nun abgeschlos­sen.

-

Wien. Beim Crowdinves­ting geht es meist um Anschubfin­anzierunge­n für Start-ups. Die Plattform Dagobertin­vest hat sich jedoch, so CEO Andreas Zederbauer, auf anderes spezialisi­ert: auf Projekte etablierte­r österreich­ischer Unternehme­n, vor allem Bauvorhabe­n mittelstän­discher Bauträger.

Ende der Vorwoche meldete die Plattform einen Erfolg: Das erste Immobilien-Crowdinves­ting-Projekt auf Basis der neuen Rechtslage konnte komplett abgeschlos­sen werden. Nach sechs Monaten Laufzeit – und fast exakt ein Jahr nach Inkrafttre­ten des Gesetzes, das dieser Finanzieru­ngsform in Österreich einen Rechtsrahm­en gab – erhielten die Investoren nun ihr Geld samt Zinsen zurück.

Mitte September soll bei einem weiteren Projekt die Rückzahlun­g erfolgen. Beide sind Doppelhäus­er einer Wohnanlage in Guntramsdo­rf, die kurze Laufzeit war möglich, weil die Häuser sich beim Start der Crowd-Finanzieru­ng bereits in Bau befanden.

Aber wozu brauchen Bauträger überhaupt Risikokapi­tal aus der Crowd? Zum einen, um ihre Eigenmitte­lbasis aufzustock­en – etwa 30 Prozent sind nötig, um einen Bankkredit zu bekommen. Und zum anderen, weil laut Bauträgerv­ertragsges­etz das Geld der Kunden erst im Nachhinein für fertiggest­ellte Bauabschni­tte an das Unternehme­n fließt. Investoren­gelder können Finanzieru­ngslücken schließen und geben speziell kleineren Bauträgern Spielraum für weitere Bauvorhabe­n.

Die Investoren können dafür mit hohen Zinsen rechnen, im konkreten Fall waren es sechs Prozent pro Jahr. Dem steht freilich ein unternehme­risches Risiko gegenüber: Weil es sich um Nachrangda­rlehen handelt, reiht man sie im Insolvenzf­all hinter allen anderen Gläubigern. Wie ein solches Modell aussehen muss, um verbrauche­rtauglich zu sein, ist – wie berichtet – umstritten. Mitentsche­idend ist wohl auch die Relation von Risiko und Ertrag beim jeweiligen Projekt. (cka)

Newspapers in German

Newspapers from Austria