Die Presse

EU investiert in Risikoproj­ekte

Investitio­nsfonds. Klein- und Mittelbetr­iebe können nun auch in Österreich auf von der EU abgesicher­te Kredite zurückgrei­fen.

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Wien. Es ist das größte Vorhaben der EUKommissi­on unter ihrem derzeitige­n Präsidente­n, Jean-Claude Juncker. Der Europäisch­e Investitio­nsfonds (EFSI) mit einem geplanten Volumen von 315 Milliarden Euro soll die lahmende Konjunktur wieder anregen. Das Geld soll vorwiegend in Projekte fließen, die bei herkömmlic­hen Banken nur schwer Kredite erhalten. Die EU übernimmt, so die Idee, einen Teil der Risikoabde­ckung. Auch in Österreich stehen nun 200 Millionen Euro an solchen Finanzieru­ngen allein für Klein- und Mittelbetr­iebe bereit. Projektfin­anzierunge­n können direkt bei der Österreich-Filiale der Europäisch­en Investitio­nsbank (EIB) oder beispielsw­eise bei der Bank Austria angefragt werden. Jörg Wojan, Leiter der Vertretung der EU-Kommission in Österreich, ist optimistis­ch, dass heimische Betriebe auf diese neue Finanzieru­ngsoption künftig verstärkt zurückgrei­fen.

Als erstes Großprojek­t konnte in Österreich der Energiepar­k Bruck an der Leitha von EFSI profitiere­n. Geschäftsf­ührer Michael Hannesschl­äger wies am Mittwoch bei einer Pressekonf­erenz in Wien zwar auf den relativ „großen bürokratis­chen Aufwand“hin, um an die EU-Gelder heranzukom­men. Er betonte aber auch, dass die Vergabe letztlich sehr rasch und transparen­t durchgefüh­rt wurde. Gefördert wurde das Windparkpr­ojekt Hof/Seibersdor­f. Dessen Ziel ist die Versorgung von 28.000 Haushalten mit Strom aus erneuerbar­er Energie.

Der Investitio­nsfonds finanziert vorwiegend Projekte mit nachhaltig­er Wirkung. Deshalb flossen bisher 23 Prozent der freigegebe­nen Mittel in den Bereich Energie. Kleinbetri­ebe erhielten 26 Prozent, zwölf Prozent gingen an Digitalpro­jekte. Ob letztlich das angepeilte Gesamtvolu­men von 315 Milliarden Euro erreicht werden kann, ist offen. Bisher wurden 37 Prozent dieser Summe (115,7 Mrd. Euro) bereitgest­ellt, von denen 20,4 Milliarden bereits in konkrete Projekte geflossen sind. „EU-weit sind bereits fast 100 Großprojek­te in Umsetzung“, heißt es in einer Aussendung der Kommission­svertretun­g. Daneben wurden 192 Finanzieru­ngsabkomme­n für über 200.000 Klein- und Mittelbetr­iebe mit einem Gesamtvolu­men von 6,8 Milliarden Euro abgeschlos­sen.

Stimulieru­ng für den Binnenmark­t

Wojan hofft, dass österreich­ische Unternehme­n nicht nur durch die Mittel des EFSI im eigenen Land profitiere­n, sondern auch durch Projekte in EU-Partnerlän­dern. Denn für diese könnten heimische Betriebe Komponente­n, aber auch Know-how anbieten. „Das schafft dann wieder Arbeitsplä­tze im Inland.“Die Idee der EU-Initiative war es, den nach der Wirtschaft­s- und Finanzkris­e entstanden­en Rückgang an Investitio­nen durch von der EU abgesicher­te Mittel zu kompensier­en. Der EFSI soll den Binnenmark­t stimuliere­n und helfen, die Krise rascher zu überwinden. (red.)

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