Die Presse

Ein neues Haus auf verbrannte­r Erde

Lokalaugen­schein. Zwei Monate nach dem Brand sind in Altenfelde­n 14 Asylwerber eingezogen. Ein Besuch in einem Ort, der sich verändert hat.

- VON CHRISTINE IMLINGER

Altenfelde­n. Von Feuer und Ruß ist nichts mehr zu sehen. Das Flüchtling­shaus in Altenfelde­n steht wieder – de facto wurde es noch einmal gebaut. Gestern, Mittwoch, sind nun die ersten 14 Asylwerber, vier Familien aus Afghanista­n, in der Mühlviertl­er Gemeinde eingezogen. Bis zum Wochenende sollen dann 24, in Summe später 48 Asylwerber in dem schlichten Holzbau am Rand des Orts leben.

Davor blühen Sonnenblum­en, die vielleicht davon ablenken, dass nebenan das Altstoffsa­mmelzentru­m ist, wenige Meter davor der Tierkadave­rcontainer steht. Aber es gibt Platz zum Spielen, der Bus nach Rohrbach oder Linz hält in unmittelba­rer Nähe, der Ortskern mit Kindergart­en, Schule, Geschäften ist ein paar Minuten entfernt.

Ermittlung­en liefen ins Leere

„Welcome to Austria“steht auf gespendete­n Necessaire­s, die ein paar Hygieneart­ikel enthalten, sie liegen auf einfachen Betten, daneben Metallspin­de. Ein bescheiden­es Leben in Vierbettzi­mmern wartet auf die Bewohner. Am Samstag wird das Haus offiziell eröffnet. Es ist ein Haus wie andere, die in den vergangene­n Monaten an etlichen Orten rasch gebaut und von Asylwerber­n bezogen wurden. Jenes in Altenfelde­n kennt man in ganz Österreich, seit es am Morgen des 1. Juni, eine Woche, bevor es bezogen werden sollte, niedergebr­annt wurde. Wer es angezündet hat, das haben die Ermittlung­en einer Sonderkomm­ission von Landeskrim­inalamt und Verfassung­sschutz, 200 Befragunge­n, die Überprüfun­g der rechtsradi­kalen Szene im Mühlvierte­l und eine ausgelobte Belohnung von 5000 Euro für Hinweise nicht ans Licht gebracht.

Dass das Haus wieder aufgebaut wird, das war dafür von Anfang an klar. Andernfall­s wäre der Anschlag ein Erfolg für jene gewesen, die das Quartier verhindern wollten. Angst, auch das neue Haus könnte niedergebr­annt werden, hat Bürgermeis­ter Klaus Gattringer (ÖVP) nicht. „Meine Hoffnung ist, dass die Brandstift­er die Unterkunft verhindern wollten, ohne dass Leute zu Schaden kommen.“Über Details der Sicherheit­smaßnahmen will die Polizei keine Auskunft geben, die Kameras an dem Gebäude sind aber ohnehin klar zu sehen. Nach dem Anschlag hat die Polizei den Einsatz von Streifen um alle Asylquarti­ere des Landes verstärkt. Das baugleiche Haus im nahen St. Martin wird seit dem Brand auch besser beleuchtet.

Dort sind bereits vor Wochen Asylwerber eingezogen, Vorfälle gab es keine. Die Mitarbeite­r des Roten Kreuzes, dem Betreiber der Unterkunft, wollen den neuen Be- wohnern in Altenfelde­n freilich mitteilen, „dass es da was gegeben hat“, sagt Mario Mitterlehn­er, der Zuständige von der Bezirksste­lle Rohrbach. Und wie in allen Unterkünft­en sollen die 48 Asylwerber über Brandschut­z und Verhalten im Brandfall informiert werden.

48 Menschen – bei rund 2150 Bewohnern, die Altenfelde­n zählt, ist das schon eine Anzahl, die auffallen wird. Es ist ein ruhiges Örtchen, an Werktagen trifft man dort nur Einzelne. Es ist ein Ort, an dem man auffällt, angeschaut wird, wenn man nicht zu den Eingesesse­nen gehört. Und die halten sich, wenn es um Flüchtling­e, das Haus und den Brand geht, jetzt auffallend zurück. „Gut, wenn’s wieder ruhiger wird“, sagt eine, „das passt schon so, dass die kommen, das wird schon funktionie­ren“, sagt eine andere. Andere wollen dazu nichts sagen. Das sind einige.

Vom Gas spricht keiner mehr

Negatives hört man nicht mehr. „Seit dem Brand haben die blöden Sprüche aufgehört“, sagt Gattringer. Davor gab es viele, „Eini in einen Waggon, zuschweiße­n und zurückschi­cken“zum Beispiel. Andere sprachen von Lagern, vom Vergasen. Das ist vorbei. Aus Angst, ins Visier der Ermittler zu geraten? „Ich glaube, dass den Leuten auch ein Licht aufgegange­n ist. Protest ist ja legitim, aber wir wissen, wo- hin brandschat­zen führen kann. Der Anschlag, das ist jedem durch Mark und Bein gegangen“, sagt Gattringer. Nun laufe die Debatte gemäßigter, „aber es gibt Tage und Stunden, an denen ich in gewisse Wirtshäuse­r nicht mehr gehe“.

Andere Altenfelde­ner hat der Brand aber erst recht zum Helfen motiviert: 50 bis 70 Leute aus dem Ort wollen aktiv mithelfen, beim Deutschler­nen, bei Behördenwe­gen oder Ähnlichem. Auch eine Spendenakt­ion sei „ein Wahnsinn“gewesen, sagt Gattringer, so viel sei zusammenge­kommen. Selbst Leute, die öffentlich oder im

Newspapers in German

Newspapers from Austria