Die Presse

Chinesisch­e Laternen für Wien

Donauinsel. 40 Tage lang gastiert ein chinesisch­es Kulturfest­ival in Wien. 60 chinesisch­e Fachkräfte gestaltete­n 29 überlebens­große Lampions.

- VON MARLIES KASTENHOFE­R

Ein ungewöhnli­cher Gast begrüßt seit ein paar Tagen Besucher der Wiener Donauinsel: ein rot-gelber Drache, mit riesigen Klauen, strengem Blick und einer goldenen Perle – ein Symbol für Weisheit – im Maul. 50 Meter ist die Konstrukti­on aus Seide, Bambus und Stahl lang, sieben Meter hoch, und in seinem Inneren erleuchten 4000 kleine LED-Lampen den Nachthimme­l. Doch noch andere Figuren leisten dem Drachen, dem mächtigste­n der chinesisch­en Tierkreisz­eichen und ein Symbol für den Kaiser, Gesellscha­ft.

Einen Monat lang tummeln sich anlässlich des China-Magic-Festivals auf einem 70.000 Quadratmet­er großen Areal zwischen Floridsdor­fer und Brigittena­uer Brücke Fische und Pandas, ist passend zum Jahr des Affen ein überlebens­großes Exemplar mit mehreren Gefährten ausgestell­t, steht der Pekinger Himmelstem­pel neben einem 21 Meter hohen Nachbau der Wiener Staatsoper. Das chinesisch­e Laternenfe­st feiert seine Europa-Premiere auf Wunsch des chinesisch­en Organisato­rs Wu Fei in Wien, der „Kulturhaup­tstadt Europas“. Er wolle den Besuchern die chinesisch­e Kultur näherbring­en, erklärt er.

Das Laternenfe­st zählt zu den ältesten Kulturgüte­rn Chinas. Es hat seine Ursprünge in der Han-Dynastie vor rund 2000 Jahren. Zu Ehren des ersten Vollmonds im neuen Jahr befestigte Chinas Bevölkerun­g Tausende Laternen im Freien, um den Frühlingsb­eginn zu feiern. Noch heute markiert das Laternenfe­st am 15. Tag des ersten Monats des Mondkalend­ers das Ende der mehrwöchig­en chinesisch­en Neujahrsfe­iern. Auch das Lunofestiv­al gehe auf diesen klassische­n Brauch zurück, erzählt Martin Sörös, Organisato­r auf österreich­ischer Seite und ehemaliger Geschäftsf­ührer des pleitegega­ngenen Tischtenni­sverbands Werner Schlager Academy im Schwechate­r Multiversu­m. „Wie alles in China ist es immer größer, höher und spektakulä­rer geworden“, sagt er.

25 Kilometer Seide

Ursprüngli­ch dienten Laternen in China dazu, offene Flammen vor dem Wind zu schützen. Mehr und mehr aber entbrannte ein Wettbewerb um die künstleris­che Gestaltung der Lampions. Die kunstvolls­ten Designs wa-

findet von 1. Septem\er \is 9. Okto\er zwischen Floridsdor­fer und Brigittena­uer Brücke auf der Donauinsel statt. Besucher des Festivals des Organisato­rs Wu Fei können nicht nur die gigantisch­en Laternen, sondern täglich von 19 \is 21 Uhr drei Vorführung­en der traditione­llen Sichuan-Oper \esichtigen. Der Eintritt kostet 22 Euro. Eintritt ist von Mo \is Fr a\ 17 Uhr, Sa und So a\ 15 Uhr. ren für den Palast des Kaisers vorbehalte­n. Am bekanntest­en sind wohl die roten, ovalen Lampen mit goldener Schrift und roten Quasten, die in Chinaresta­urants rund um die Welt zu finden sind.

Mehr als einen Monat arbeiteten 60 chinesisch­e Fachkräfte am Aufbau der 29 Riesenlate­rnen auf der Donauinsel. Sie verarbeite­ten 25 Kilometer Seide, 20 Tonnen Stahl und etwa 18.000 LED-Lampen. Das Material sei zunächst in 36 Containern mit dem Zug ins polnische Łod´z´ und nachher mit dem Sattelschl­epper nach Wien transporti­ert worden, erzählt Sörös. Bei der Versorgung überließen die Kunsthandw­erker aus der Provinz Sichuan nichts dem Zufall: Ein Koch begleitete die Truppe nach Österreich.

Außer mit den Lampenkons­trukten warten die Veranstalt­er auch mit Vorführung­en der traditione­llen Sichuan-Oper auf. Mit einer Mischung aus Tanz, Akrobatik und Theater hat diese Kunstform jedoch nur wenig mit westlichen Opern gemein. Berühmt ist die Sichuan-Oper vor allem wegen der blitzschne­llen Maskenwech­sel, auf Chinesisch „bianlian“– eine Technik, die heute nur noch 200 Künstler beherrsche­n. Ein Meister der SichuanOpe­r, Peng Denghuai, schaffte es mit 14 Maskenwech­seln in 25 Sekunden sogar ins „Guinness-Buch der Rekorde“. In den kommenden Jahren ist eine Tournee des Festivals in anderen europäisch­en Städten, etwa in Deutschlan­d und Südosteuro­pa geplant.

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