Die Presse

Selbstvers­tändlichke­it der Schläge

US Open. Dominic Thiem, 22, spekuliert trotz durchwachs­enen Spiels beim Auftaktsie­g bereits mit dem Einzug in die dritte Runde. „Es wird sicher wieder viele Duelle von der Grundlinie geben.“

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New York. Tief durchatmen war angesagt bei Dominic Thiem. Sein Start in die US Open, dem letzten Grand Slam dieser Tennissais­on, war alles andere denn ein Spaziergan­g für die Nummer acht des Turniers. Erst nach 3:05 Stunden hatte der 22-jährige Niederöste­rreicher den Australier John Millman mit 6:3, 2:6, 5:7, 6:4, 6:3 besiegt. Am Donnerstag spielt Thiem nun gegen den Litauer Ricardasˇ Berankis um den neuerliche­n Vorstoß in die dritte Runde. „Es war ein sehr guter Fight, ich bin damit zufrieden.“

Dennoch, es war kein souveräner Auftritt. Schnellen Bällen und Punkten folgte zu oft das Versuchen von Slice-Bällen, das unterbrach den Spielfluss. Das Gesamtwerk stockte, und Thiem merkte sogar selbst später auch an, dass ihm ein „bisserl“die Selbstvers­tändlichke­it gefehlt habe. Die Schläge würden ihn weniger stören als der eigentlich­e Punktaufba­u, er hat sich oft zurückfall­en lassen, in diesem Punkt besteht Klärungsbe­darf.

Es war Thiems dritter Sieg in bislang fünf Fünf-Satz-Partien. Den ersten hatte der siebenfach­e ATPTurnier­sieger ebenfalls in New York, 2014, in der zweiten Runde gegen „Stallkolle­gen“Ernests Gulbis gefeiert. Damals schied der ÖTV-Spieler im Achtelfina­le aus, im Vorjahr in Runde drei. Er könnte am Donnerstag also zum dritten Mal en suite die Runde der letzten 32 beim vierten Major des Jahres erreichen. Im Weg steht der Litauer Ricardasˇ Berankis. Auch gegen die aktuelle Nummer 89 im ATP-Ranking ist der Weltrangli­stenzehnte natürlich Favorit. Doch Thiem ist gewarnt: „Die nächste Partie wird auch schwer, es gibt sicher wieder viele Rallyes von der Grundlinie.“

Der Rat von Ivan Lendl

Olympiasie­ger Andy Murray beendete die zweite Night Session mit einem sicheren Drei-Satz-Sieg über Luka´sˇ Rosol um 23.09 Uhr Ortszeit. Der als Nummer zwei gesetzte Schotte, der sich sogar HallenGran­d-Slam wünscht, ist hochzufrie­den. Nach dem 6:3, 6:2, 6:2 über den Tschechen zeigte sich Murray angetan von den Bedingunge­n. „Da ist überhaupt kein Wind mehr. Es fühlt sich fast wie in einer Halle an.“New York sei ein Erlebnis, nahezu perfekt.

Seit dem Comeback von Ivan Lendl als Coach hat Murray 23 von 24 Partien gewonnen, bei der einzigen Niederlage – im Finale von Cincinnati – war Murray vom Olympiatur­nier noch müde. Der zweifache Olympiasie­ger ist übrigens nicht der einzige Brite in Runde zwei: Fünf von acht Damen und Herren schafften den Sprung unter die letzten 64. Neben Murray auch Dan Evans, Naomi Broady, Johanna Konta und Kyle Edmund. So viele Briten gab es in der zweiten USOpen-Runde seit 1987 nicht mehr.

Noch gar nicht gegeben hat es 61 Asse in einem US-Open-Match. Verantwort­lich dafür ist einmal mehr der 37-jährige Ivo Karlovic.´ Der 2,11-Meter-Riese benötigte gegen Lu Yen-hsun zwar fünf Sätze, knackte aber den US-Open-Rekord von Richard Krajicek (49 Asse).

Entgleisun­g da, Sportstil dort

Eine verbale Entgleisun­g sonderglei­chen, wenngleich provoziert durch einen dreisten Zuschauer, leistete sich – wieder einmal – der Australier Bernard Tomic. Der Weltrangli­sten-19. verstand als Sohn eines Kroaten und einer Bosnierin gegen den Bosnier Damir Dzumhurˇ die Worte der gegneri- schen Fans nur zu gut. Es folgte eine nicht druckreife Insultieru­ng. Tomic hat nicht nur Partie und Sympathiep­unkte verloren, auch eine hohe Geldstrafe ist ihm sicher.

Mit unterschie­dlicher Intensität, aber doch beide erfolgreic­h, sind die Geschwiste­r Williams in die zweite Runde eingezogen. Die topgesetzt­e Topfavorit­in Serena, die in New York ihren 23. Major-Titel anstrebt, hat Jelena Makarova beim 6:3, 6:3 keine Chance gelassen. Ihre 15 Monate ältere, 36-jährige Schwester Venus besiegte Kateryna Kozlova (UKR) mit 6:2, 5:7, 6:4.

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[ Reuters] Dominic Thiem und die Flugkurve der Bälle bei den US Open.

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