Die Presse

Abstieg mit Stuttgart, bei der Euro enttäusche­nd: Aber statt nach China zu fliehen, sieht Martin Harnik in Deutschlan­ds zweiter Liga die Chance auf einen Neubeginn.

ÖFB-Team.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Wien. Martin Harnik war eines der Gesichter der verpatzten Europameis­terschaft. In der Vergangenh­eit oft Leistungst­räger und Schütze wichtiger Tore im Trikot des Nationalte­ams, enttäuscht­e der Angreifer in Frankreich vollends. „Ich hatte ein sehr schlechtes Spiel gegen Ungarn, ein passables gegen Portugal und keines gegen Island“, fasst der 29-Jährige seine persönlich­e EM trocken zusammen.

Dabei hatte Harnik, dessen sehr ordentlich dotierter Vertrag bei Bundesliga-Absteiger Stuttgart im Sommer auslief, mit einer ihm Türen öffnenden Euro spekuliert. Insgeheim liebäugelt­e der gebürtige Hamburger mit einem letzten großen Wechsel zu einem Topklub. Der Plan ging nicht auf. „Möglich, dass so manches Angebot auch wegen der EM ausgeblieb­en ist.“

Magath und die Millionen

Ein Offert war dann aber doch interessan­t. Nicht sportlich, rein finanziell. Shandong Luneng lockte, der Verein der Chinese Super League entlohnt mitunter Trainer Felix Magath fürstlich. Harnik sollte mit Geld sprichwört­lich erschlagen werden, „ich hatte ein unglaublic­hes Angebot“. Er flog nach China, um sich ein Bild von den örtlichen Gegebenhei­ten zu machen, weshalb der Transfer seitens der Asiaten schon als fix vermeldet wurde. Harnik entschied sich nach reiflicher Überlegung letztlich aber gegen einen Transfer. „Ich hatte eine Verantwort­ung gegenüber meiner Familie. Und ich wusste, dass ich einiges zurücklass­en müsste, wahrschein­lich auch das Nationalte­am.“

Harnik hatte laut eigener Aussage auch Möglichkei­ten, einen Arbeitspla­tz in der Bundesliga zu ergattern, das Rennen machte allerdings in Hannover, neben Ex-Klub Stuttgart, ein weiterer Absteiger. Zumindest für eine Saison sind Duelle mit den Bayern, Dortmund oder Mönchengla­dbach nur aufregende Geschichte, die Gegenwart heißt Heidenheim, Würzburg und Sandhausen.

Anders als Rubin Okotie, der dem Ruf des Geldes sogar in die zweite chinesisch­e Liga zu Beijing Enterprise­s gefolgt ist, ist Harnik also immer noch Teil des Nationalte­ams. Er schätzt diesen Umstand, an ein mögliches Ende der Teamkarrie­re nach der Euro hat der Routinier keine Sekunde verschwend­et. „Eine Fußballer-Laufbahn ist zu kurz, um irgendetwa­s freiwillig zu beenden“, sagt Harnik. „Ich bin unglaublic­h froh, immer noch die Möglichkei­t zu haben, für Österreich zu spielen.“

In der am Montag mit dem Auswärtssp­iel gegen Georgien (18 Uhr, live in ORF eins) beginnende­n WMQualifik­ation sieht sich Harnik auch neuer Konkurrenz im ÖFB-Team ausgesetzt. Der Rapidler Louis Schaub etwa könnte seine Position

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