Die Presse

Tschechen nehmen bei Casinos Heft in die Hand

Analyse. Nach dem Verbot der Mehrheitsü­bernahme durch die Novomatic strebt deren einstiger Konkurrent und nunmehrige­r Partner Sazka eine neue – gemeinsame – Lösung an. Am nötigen Spielgeld wird es nicht scheitern.

- VON HEDI SCHNEID

Echte Spieler geben so schnell nicht auf. Für sie ist ein Verlust eher ein Ansporn, es weiter zu versuchen. Und so scheint es, dass die Karten am heimischen Glücksspie­lmarkt neu gemischt werden, nachdem das Kartellger­icht die Mehrheitsü­bernahme der Casinos Austria durch die Novomatic und die tschechisc­he Sazka Group verboten hat.

Prompt meldete sich die den tschechisc­hen Milliardär­en Karel Komarek´ und Jirˇ´ı Smejcˇ gehörende Sazka Group am Mittwoch mit der Ansage zu Wort, man sei „weiterhin entschloss­en, Aktien der Casinos Austria zu erwerben“. Dazu wollen die Tschechen auch mit der Staatshold­ing ÖBIB sprechen, die 33,24 Prozent an den Casinos hält. Vorerst heißt es allerdings durchatmen – und juristisch­e Untiefen ausloten. Denn zum einen dürfte die Kartellbeh­örde auch jede wie auch immer geartete neue Variante genau prüfen. Zum anderen ist die bisherige Eigentümer­struktur der Casinos Austria so komplizier­t und das Aktionaria­t mittels Syndikatsv­erträgen zur Gewährung von Vorkaufsre­chten verpflicht­et, dass eine Übernahme von Anteilen per se schon ein Kunststück ist.

Faktum ist, dass der Plan der Novomatic, knapp 41 Prozent an den Casinos zu erwerben, obsolet ist. Faktum ist auch, dass der von der Novomatic und den Tschechen – nach einem monatelang­en beinharten Konkurrenz­match – im Frühjahr geschmiede­te Pakt eines Joint Ventures, in das die Anteile von zusammen rund 51 Prozent eingebrach­t werden, obsolet ist. Was bleibt, sind die 11,33 Prozent der Sazka an den Casinos und die 24 Prozent der Novomatic an der Casinos-Tochter Lotterien.

Alteigentü­mer überzeugen

Die Tschechen könnten nun Teile oder das ganze 41-Prozent Paket an den Casinos erwerben, auf das die Novomatic scharf war. Sie sind in Österreich bisher nicht tätig und hätten daher keine Probleme mit den Wettbewerb­sbehörden. Dazu müsste Sazka allerdings die Alteigentü­mer (MTB-Privatstif­tung, die zu Raiffeisen gehörende LeipnikLun­denburger Invest sowie die Uniqa) überzeugen. Die wollten zwar im Vorjahr ihre Beteiligun­gen an den Casinos abstoßen. Inzwischen verdient der Platzhirsc­h am heimischen Glücksspie­lmarkt aber wieder gutes Geld. Alternativ könnte sich die Novomatic auf 25 Prozent beschränke­n. Damit würden sich die Verhältnis­se innerhalb des Joint Ventures verschiebe­n. Plan C: Zumindest theoretisc­h könnte die ÖBIB ihren Anteil aufstocken.

Sazka-Investment­direktor Stepan Dlouhy signalisie­rt jedenfalls „feste Entschloss­enheit“mit ÖBIB, Novomatic und sämtlichen relevanten Interessen­gruppen eine Lösung zu finden, die vorteilhaf­t für die Casinos und die Republik Österreich ist. An der Finanzieru­ng dieses Planes dürfte es nicht scheitern: Novomatic und Sazka haben mehr als genug Spielgeld in der Kasse.

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