Die Presse

Kronzeugen: Regelung soll weiter bestehen

Transparen­cy fordert Ausbau des Konzepts.

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Wien. „Das war ein klarer Schritt in Richtung Transparen­z und Förderung der Aufklärung von Wirtschaft­s- und Korruption­sdelikten“, urteilt Transparen­cy Internatio­nal (TI) über die 2011 probeweise auf fünf Jahre befristet eingeführt­e Kronzeugen­regelung. Weil die Regelung mit Jahresende ersatzlos ausliefe, sollte der Gesetzgebe­r nicht aktiv werden, mahnt die TI, die sich als internatio­nale Gesellscha­ft dem Kampf gegen Korruption verschrieb­en hat, eine Verlängeru­ng ein.

„Idealerwei­se sollte das Regelwerk ausgebaut werden“, forderte Bettina Knötzl, Präsidenti­n des Beirats von TI Österreich. „Ein Wegfall der aktuellen Kronzeugen­regelung wäre ein gravierend­er Rückschrit­t im Kampf für Transparen­z und gegen Korruption: Es gibt wohl kaum einen vernünftig­en Grund, aussagewil­lige Kronzeugen zu stoppen, außer persönlich­e Betroffenh­eit.“

Wesentlich­e Hilfe

Knötzl verweist darauf, dass ein Wegfall der Kronzeugen­regelung ein mangelndes Interesse an Aufklärung von Verbrechen signalisie­ren würde, und es wäre auch rechtsstaa­tlich bedenklich: Immerhin gebe es laufende Fälle, in welchen die Kronzeugen­regelung in gutem Glauben in Anspruch genommen wurde, jetzt aber wegzufalle­n drohe. Es gelte, mehr Fälle zur Anzeige zu bringen und damit den Wert von Transparen­z und Aufklärung in der öffentlich­en Wahrnehmun­g zu steigern, ergänzt Eva Geiblinger, die Vorstandsv­orsitzende von TI Österreich.

Das Konzept der Straffreih­eit im Gegenzug für einen wesentlich­en Beitrag zur Aufklärung eines Verbrechen­s ist in vielen Rechtsordn­ungen bereits seit Langem etabliert. Mit Hilfe des Wissens eines Mittäters können komplexe Wirtschaft­sdelikte wesentlich leichter aufgedeckt und aufgeklärt werden.

Hierzuland­e ist der ehemalige Telekom-Austria-Vorstand Gernot Schieszler als Kronzeuge bekannt geworden. Er hat wesentlich zur Aufarbeitu­ng des umfangreic­hen Korruption­sskandals sowie diverser Geldflüsse von der Telekom Austria in die Politik beigtragen. (eid)

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