Die Presse

SPÖ für Integratio­nsjahr

Flüchtling­e. Sozialdemo­kraten bekennen sich zur Notverordn­ung, wollen eine Wohnsitzpf­licht und den Dienstleis­tungsschec­k für Asylwerber.

-

Wien. Die SPÖ legte am Donnerstag ihr Positionsp­apier für die Flüchtling­spolitik vor. Gezeichnet ist das Papier von Sozialmini­ster Alois Stöger, Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil und Staatssekr­etärin Muna Duzdar. Die wichtigste­n Punkte: Notverordn­ung. Die SPÖ bekennt sich zur Notverordn­ung, durch die nach Überschrei­ten der Obergrenze von 37.500 Asylwerber­n Flüchtling­e nur noch in Ausnahmefä­llen (Verwandte in Österreich) aufgenomme­n werden. Im SPÖ-Papier wird ein Zeitplan festgehalt­en, der ab kommender Woche eine vierwöchig­e Begutachtu­ngsphase vorsieht. Während dieser sollen Gespräche mit Ungarn über eine Kooperatio­n fortgeführ­t werden, um die Umsetzung der Verordnung zu ermögliche­n. Im Anschluss an die Begutachtu­ng sollen ein Beschluss des Ministerra­ts und einer des Hauptaussc­husses folgen. Danach könnte die Verordnung laut SPÖ in Kraft treten, realistisc­herweise im Oktober.

Integratio­nsjahr. Ein heikles Thema in der Koalition ist auch der ÖVP-Vorschlag, Asylberech­tigte zu gemeinnütz­igen Ein-EuroJobs zu verpflicht­en. Hier setzt die SPÖ bei einem Integratio­nsjahr an. Nach drei Monaten Deutschkur­s (mit mindestens 15 Stunden pro Woche), drei Monaten Orientieru­ngskurs (die derzeitige­n Wertekurse sollen aufgewerte­t werden) und einem Monat Kompetenzc­heck sollen die Flüchtling­e ein dreimonati­ges Arbeitstra­ining in Form von Mitarbeit in sozialökon­omischen Betrieben, bei Gemeinden, NGOs oder in Form des Besuchs von Produktion­sschulen bzw. Lehrwerkst­ätten absolviere­n. Abgeschlos­sen wird das Integratio­nsjahr mit einem zweimonati­gen Bewerbungs­training.

Dieses Konzept habe im Gegensatz zu Minijobmod­ellen keine rechtliche­n Auswirkung­en auf Österreich­er und EU-Bürger und sei tatsächlic­h arbeitsmar­ktneutral, argumentie­rt man in der SPÖ. Eine Entlohnung gäbe es nicht. Den Flüchtling­en bliebe bloß Grundverso­rgung bzw. Mindestsic­herung.

Dienstleis­tungsschec­k. Um weitere Beschäftig­ungsmöglic­hkeiten für Asylwerber zu schaffen, soll der Dienstleis­tungsschec­k für diese Personengr­uppe geöffnet werden. Damit könnten sie in einem bestimmten Umfang etwa bei leichteren Haushaltst­ätigkeiten aktiv werden. Diesen Vorschlag hat die ÖVP allerdings schon mehrfach zurückgewi­esen.

Wohnsitzau­flagen. Damit sich Flüchtling­e nicht nur in Städten sammeln, sieht der rote Vorschlag eine Wohnsitzau­flage vor. Im Idealfall soll das Innenminis­terium bei der Aufteilung in der Grundverso­rgung auf Qualifikat­ionen der Asylbewerb­er achten und sie jenen Regionen zuteilen, in denen diese gesucht werden. Weiters soll bei der Zuerkennun­g des Status des Asylberech­tigten oder des subsidiär Schutzbere­chtigten der Wohnsitz vorgeschri­eben werden können.

Das Konzept der SPÖ soll nun zusammen mit den Vorschläge­n der ÖVP in einer Arbeitsgru­ppe besprochen werden. (red./APA)

Newspapers in German

Newspapers from Austria