Zinstief sorgt deutsche Finanzaufsicht
Die Behörde fordert ein Ende der Gratiskultur.
Frankfurt. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin sorgt sich angesichts des anhaltenden Zinstiefs um Deutschlands Banken. „Für den Bankensektor wird die derzeitige Zinspause mehr und mehr zu einer bedrohlichen Durststrecke“, sagte Behördenchef Felix Hufeld. Für das Gros der deutschen Institute, deren Ergebnis im Durchschnitt immer noch zu 80 Prozent vom Zinsergebnis abhänge, gebe es in diesen Tagen kaum etwas Unbarmherzigeres.
Die Kreditwirtschaft müsse daher dringend Antworten finden, mahnte Hufeld. Fusionen können etwa helfen, Kosten zu senken, ein Allheilmittel seien sie aber nicht (siehe auch Finanzberichte Seite 18). Hufeld bestärkte die Institute jedenfalls darin, ihr Angebot an kostenlosen Konten zu beenden. „Über Girokonten, Depots oder Kreditkarten zum Nulltarif mögen sich Kunden freuen. Mangels alternativer Ertragsquellen lässt sich dieses Angebot aber nicht auf die Dauer aufrechterhalten.“Trotz des harten Wettbewerbs müsse es ein Umdenken geben. Denn die Zinsen dürften dauerhaft niedrig bleiben.
Grenzen der Wirksamkeit
Auch UBS-Präsident Axel Weber (er war früher Präsident der Deutschen Bundesbank) sieht die Geldpolitik nach Jahren extrem niedriger Zinsen an der Grenze ihrer Wirksamkeit. „Notenbanken sind heute sehr stark zum Reparaturbetrieb der Politik und der Finanzmärkte verkommen“, so Weber. Das viele billige Geld erreiche den angestrebten Effekt nicht. Der Zinskanal sei verstopft, die Geldpolitik könne das langfristige Potenzialwachstum nicht anschieben. Der Leitzins in der Eurozone liegt derzeit bei null Prozent, für Einlagen der Geschäftsbanken werden 0,4 Prozent Strafzinsen fällig. (Reuters)