Die hohen Sprünge eines Entertainers
Tennis. Der französische Showman Ga¨el Monfils, 30, blieb den US Open anders als Mitfavorit Milos Raonic erhalten.
New York/Wien. Der Sport lebt von Typen. Sie polarisieren und unterhalten, entpuppen sich mit Fortdauer ihrer Karriere als echte Ticketseller. Im Tennis beklagen manche Beobachter seit Jahren das Fehlen solcher Entertainer. Milos Raonic, immerhin die Nummer sechs der Weltrangliste, ist sozusagen der Anti-Typ. Aalglatt, auf dem Platz mit seinem Spiel humorlos, dafür serviert der Kanadier Asse wie am Fließband. Raonic kann natürlich längst nicht nur außerordentlich gut aufschlagen, er hat sich zu einem kompletten Tennisspieler entwickelt, der sogar als künftige Nummer eins gehandelt wird.
Auch bei den US Open in New York stand der 25-Jährige hoch im Kurs, doch schon in Runde zwei folgte der tiefe Fall. Von Handgelenksschmerzen und Krämpfen in den Oberschenkeln geplagt unterlag Raonic dem USAmerikaner Ryan Harrison in vier Sätzen. Lokalmatador Harrison, vom 3:37 Stunden andauerenden Match bei schwülen Bedingungen ebenfalls gezeichnet, richtete seinen Dank an das Publikum: „Man spielt nur noch unter Adrenalin.“
Der unbändige Spaß am Spiel
Ein echter Showman ist Gael¨ Monfils. Der Franzose liebt das Spektakel, er beherrscht jeden Schlag, sei er noch so kompliziert auszuführen. Nachdem das Zweitrundenspiel von Novak Djokovic´ und Jirˇ´ı Vesely´ aufgrund der Aufgabe des Tschechen am Mittwoch gar nicht erst zustande kam, suchten die Veranstalter nach Ersatz im Arthur-Ashe-Stadium. Monfils und sein Gegner, der Tscheche Jan Sˇatral,´ stimmten einer Verlegung ihres Matches auf den größten Court der Anlage zu, die Zuschauer waren entzückt. Der 30-jährige Franzose begeisterte mit Kunstschlägen zwischen den Beinen und krachenden Win- nern. Das war schon immer so. „Ich will auf dem Platz Spaß haben, das ist das Wichtigste“, sagt Monfils, der in der Vergangenheit immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen worden ist. In der laufenden Saison aber besticht der Modellathlet aus Paris durch Konstanz. In der Jahreswertung rangiert er auf Platz acht, ist damit ein direkter Konkurrent von Dominic Thiem um einen Platz beim Masters der besten acht Spieler Mitte November in London.
Die Damenkonkurrenz erlebte am dritten Turniertag ihre erste große Überraschung. Garbin˜e Muguruza, Siegerin der French Open, unterlag der vom Österreicher Ronald Schmidt betreuten Lettin Anastasija Sevastova mit 5:6, 4:6. Damit ist Muguruza, die in New York theoretische Chancen auf den Tennisthron gehabt hat, vorerst aus dem Rennen um die Nummer eins ausgeschieden. (cg)