Die Presse

Der ewig Suchende ist fündig geworden

ÖFB-Team. Aleksandar Dragovi´c, 25, hat nach drei Saisonen mit Dinamo Kiew und der Ukraine abgeschlos­sen. Leverkusen war der Innenverte­idiger 18 Millionen Euro Ablöse wert, in der Bundesliga trifft er künftig auch auf Martin Hinteregge­r.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Wien. Nicht David Alaba, nein, Aleksandar Dragovic´ ist der teuerste Fußballer Österreich­s. Kolportier­te 18 Millionen Euro hat Bayer Leverkusen vor wenigen Tagen an Dinamo Kiew überwiesen, sämtliche Wechselspe­kulationen um den ÖFB-Teamspiele­r hatten damit schlagarti­g ein Ende. Endlich. Gerüchte um Dragovic´ gab es in den vergangene­n zwei Jahren sonder Zahl, sie waren fast schon etwas nervtötend. Woher sie kamen, wusste selbst der Betroffene nicht. Manchester United, Leicester City, Borussia Dortmund, FC Barcelona – es gab kaum einen Topklub, mit dem der Innenverte­idiger nicht in Verbindung gebracht wurde.

Nie aber wurde es so konkret wie mit Leverkusen, „sie sind hartnäckig geblieben“. Das war auch notwendig, denn Kiew, wo Dragovic´ einen Fünfjahres­vertrag bis 2018 unterzeich­net hatte, erwies sich als gnadenlose­r Geschäftsp­artner. Präsident Igor Surkis pokerte hoch, feilschte bis zuletzt um die Ablöse. Viermal soll er diese erhöht haben, der Wechsel drohte bereits zu platzen. „Die letzten eineinhalb Monate in Kiew waren nicht leicht“, sagt Dragovic,´ der sich ganz offensicht­lich verändern, nicht ein weiteres Jahr in der Premjer-Liha spielen wollte.

Ein gutes Geschäft

Warum auch, der 25-Jährige hatte mit Dinamo den größtmögli­chen Erfolg, wurde je zweimal Meister und Pokalsiege­r und erreichte das Achtelfina­le der Champions League – mehr geht nicht. Mit Leverkusen war sich Dragovic´ längst einig, den obligatori­schen Medizinche­ck hatte er noch vor der Europameis­terschaft absolviert. Letztendli­ch ließ sich Herr Surkis doch erweichen, der Transfer ist für Kiew schließlic­h ein gutes Geschäft. 2013 war der Österreich­er für neun Millionen Euro von Basel in die Ukraine gewechselt.

Womöglich hat die lange Zeit ungeklärte Zukunft während der Euro bei Dragovic´ für zusätzlich­e Verunsiche­rung gesorgt. Rückblicke­nd entschuldi­gt es nicht, erklärt aber ein wenig die Rote Karte gegen Ungarn und den verschosse­nen Elfmeter im entscheide­nden Duell mit Island. Über die EM möchte Dragovic´ nicht mehr viele Worte verlieren, er hat mit ihr abgeschlos­sen. „Ich hoffe, diese Erfahrung macht mich stärker.“

Die ungeteilte Aufmerksam­keit gilt nun also Leverkusen und dem Nationalte­am. Dass Dragovic´ in der Bundesliga wie zuvor in der Schweiz und der Ukraine fleißig Titel sammelt, ist nicht zu erwarten. „Natürlich wollen wir um die Trophäen mitspielen, aber es gibt Bayern und Dortmund. Unser Ziel muss ein Platz unter den Top vier sein.“Die Saisonvorb­ereitung bei der Werkself, die unter anderem auch Julian Baumgartli­nger und Ramazan Özcan beschäftig­t, hat der Abwehrspie­ler verpasst. Es gibt also Aufholbeda­rf, vor allem im technisch-taktischen Bereich, „Matchrhyth­mus habe ich“. Im ÖFB-Team überrascht Dragovic,´ der am Montag zum WM-Qualifikat­ionsauftak­t in Georgien (18 Uhr, live in ORF 1) sein 50. Länderspie­l bestreiten wird, nichts mehr so schnell. Vier Debütanten in der Mannschaft seien keinesfall­s gleichbede­utend mit einem Neubeginn, „die Idee und unser Spielstil sind ja immer noch gleich“. In Tiflis müsse jedenfalls „zu alter Stärke“gefunden werden, an der eigenen Qualität dürfe man nicht scheitern. „Ich weiß um das Potenzial dieser Mannschaft.“

Hinteregge­r schießt scharf

Martin Hinteregge­r und Augsburg vollzogen am Mittwoch einen sieben Millionen Euro schweren LastMinute-Transfer. Der Kärntner unterschri­eb für zwei Jahre samt langfristi­ger Option. Gegen einen Wechsel zu RB Leipzig entschied sich der Ex-Salzburger, 23, ganz bewusst. „Die Art und Weise, wie Salzburg von Leipzig kaputtgema­cht wird, finde ich schade. Man kann zwei Vereine auch so führen, dass beide top dastehen, und nicht nur einer.“

Dinamos Präsident hat den Preis immer wieder erhöht, Leverkusen ist hartnäckig geblieben. Aleksandar Dragovic´ ÖFB-Teamspiele­r

 ?? [ APA ] ?? Aleksandar Dragovic´ mimt im Nationalte­am den Abwehrchef. Auch bei Leverkusen soll er künftig eine tragende Rolle spielen.
[ APA ] Aleksandar Dragovic´ mimt im Nationalte­am den Abwehrchef. Auch bei Leverkusen soll er künftig eine tragende Rolle spielen.

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