1,38 Milliarden Euro für neue Spieler
Premier League. Transferrekord mit 105 Mio. Euro für Pogba; null Euro für Balotelli.
London. Endet im August die Transferzeit im europäischen Klubfußball, laufen alle Drähte heiß, flattern Faxe und E-Mails serienweise ein. Ein Verteidiger da, ein Stürmer dort, ein krasser Fehlkauf hier und womöglich falsch ausgefüllte Papiere als doppeltes Ärgernis – doch ohne dieses Schauspiel gibt es keinen Klubfußball mehr.
Angesichts des milliardenschweren TV-Vertrages war es auch kaum verwunderlich, dass in der Premier League erneut Rekorde verbucht wurden. Laut der Beratungsgesellschaft Deloitte gaben die 20 Vereine heuer für neue Spieler 1,165 Milliarden Pfund (1,380 Mrd. Euro) aus. Erstmals wurde die Milliardengrenze geknackt.
Paul Pogba kam für 105 Millionen Euro, die Weltrekord-Ablöse überstrahlte alles. Selbst die grandiose Verpflichtung seines United- Klubkollegen Zlatan Ibrahimovic´ wirbelte nicht so viel Staub auf. Pep Guardiola durfte als Manager von Manchester City über 200 Millionen Euro in Personal investieren, er räumte aber parallel dazu den Kader ökonomisch, für eine halbe Milliarde Euro, aus. Die Rückkehr von David Luiz (40 Mio. Euro, Chelsea), Leicesters neuer Star Islam Slimani (30 Mio. Euro) und Tottenhams 40-Millionen-Mann Sissoko waren die finalen Zugänge.
Balotelli gegen Salzburg
Spieler kamen also nicht nur, sondern gingen auch. Unter anderen Englands Teamtorhüter Joe Hart, er wechselte bis Saisonende zum FC Torino – er war bei den Citizens nur noch dritter Keeper.
Den gewiss umstrittensten Transfer der ganzen Saison landeten OGC Nizza und Trainer Lucien Favre. Der ehemalige GladbachCoach suchte einen Stürmer, er rief Jürgen Klopp an, und der Liverpool-Betreuer war mit Gesprächsende sein teuerstes Sorgenkind los: Mario Balotelli. Der französische Erstligist, in der Europa League am 20. Oktober in Salzburg zu Gast, sicherte sich die Dienste des Exzentrikers. Der Italiener, 26, war 2014 für 25 Millionen Euro an der Anfield Road gelandet, wurde aber nach nur einem Tor und einer Saison wieder aussortiert, blieb auch 2015 bei AC Milan „unauffällig“.
Nun erhielt er einen hoch dotierten Mehrjahresvertrag in Nizza. Die Ablösesumme dokumentiert den Wahnwitz dieser Geschäfte: null Euro. Für Liverpool ist es dennoch ein gutes Geschäft, Balotelli hatte unter Klopp keine Chance mehr. Der Klub spart sich somit die Gage von 100.000 Euro pro Woche. (fin)