Tränen des Abschieds
Im Sport verdichtet sich das Leben zu einem Drama von zehn Sekunden oder 90 Minuten und mehr, und er hält emotionale Momente zwischen Jubel und bitterer Enttäuschung bereit, die der Alltag nur in Ausnahmesituationen auslöst. Dies liegt an den Spielregeln, die Sieger und Verlierer oft nur durch Bruchteile voneinander trennt. Gerade erst hat uns Olympia – trotz aller Skepsis angesichts der Dopingfälle – eine Fülle solcher Augenblicke beschert, die die Palette menschlicher Ausdrucksformen am Limit spiegelt.
Im Maracana˜ in Rio hatte vor zwei Jahren auch Bastian Schweinsteiger, der blutig geschlagene Schmerzensmann des deutschen Fußballs mit dem Kämpferherz eines oberbayerischen Löwen, seinen größten Triumph erlebt. Angela Merkels Liebling zelebrierte nun seinen Abschied aus dem Nationalteam, und der frühere Lausbub, der zum Mann – und notabene zum ergrauten Ehemann – gereift ist, schämte sich nicht der Tränen, die ihn dabei überkamen.
Selbstverständlich waren auch Lukas Podolski und Thomas Müller, die Gaudiburschen des Teams, mit von der Partie. Mit FußballZwilling „Poldi“hatte „Schweini“Heiterkeit und Leichtigkeit ins „Sommermärchen“der Heim-WM anno 2006 gezaubert. Nicht zuletzt dafür sagte das Publikum in Mönchengladbach „Danke, Basti“– und womöglich war selbst die Kanzlerin zu Tränen gerührt. (vier)