Die Presse

Mehr Vorfälle in Wiener Bädern gemeldet

Sommerbila­nz. Vor Saisonstar­t war die Aufregung um Belästigun­g durch Asylwerber in Bädern groß. Eine vorläufige Bilanz über den Sommer zeigt: Ja, es gab Zwischenfä­lle, und ja, auch mit Asylwerber­n. Aber es blieb bei wenigen.

- VON CHRISTINE IMLINGER

Wien. Der Anlassfall: ein Iraker, der einen Zehnjährig­en im Meidlinger Theresienb­ad im Dezember 2015 vergewalti­gt hat. Und nach ein paar anderen Fällen – von Begrapsche­n von Frauen, Eindringen in Umkleidebe­reiche bis zu vergleichs­weise harmlosem Planschen, war die Aufregung vor Start der Sommerbade­saison groß: Kann man angesichts dieser Fälle überhaupt in die Freibäder gehen? Gegen Ende einer wetterbedi­ngt durchwachs­enen Saison lautet die Antwort: Ja, natürlich. Zwischenfä­lle hat es aber gegeben, auch Fälle von sexueller Belästigun­g, und ja, es waren auch Asylwerber involviert. Und, die Zwischenfä­lle sind mehr geworden.

Die Details: In den städtische­n Wiener Bädern wurden im Sommer bisher 21 gravierend­e oder meldepflic­htige Vorfälle registrier­t – beziehungs­weise wurde in diesen Fällen von „First Respondern“eingeschri­tten. Diese First Responder sind 40 zusätzlich­e, eigens ausgebilde­te Mitarbeite­r, die diesen Som- mer angestellt wurden, um für Sicherheit zu sorgen, wie Martin Kotinsky von der MA 44 (Wiener Bäder) sagt. Etwa, indem sie uneinsicht­ige Ecken und heikle Orte kontrollie­ren. Die Kosten für die 40 Saison-Arbeitskrä­fte beziffert die Stadt mit einer halben Million Euro.

Bei den „gravierend­en oder meldepflic­htigen Fällen“hat es sich in 13 Fällen um Drohung, Nötigung oder Körperverl­etzung gehandelt, ein Mal wurde eine verbotene Waffe gefunden. Einige der Fälle hatten einen sexuellen Konnex: Drei Mal hätten Badegäste onaniert, drei Mal seien die First Responder wegen se- xueller Belästigun­g eingeschri­tten, einmal sei ein Kind belästigt worden. Zu den Details wie zu den Tätern hält man sich in der MA 44 auffallend zurück. Nur so viel: Im Fall der Belästigun­g eines Kindes sei der Täter ein Verwirrter gewesen, der sich neben Mutter und Kind setzte, den Eistee der Mutter trank und dann das Kind küssen wollte. Ein Fall öffentlich­er Masturbati­on soll sich im Jörgerbad abgespielt haben. In zwei der Fälle seien jedenfalls Asylwerber involviert gewesen.

Die Zahl der Vorfälle habe sich im Vergleich zum Sommer 2015 (mit deutlich mehr Badetagen) klar erhöht: Damals wurden zwölf gravierend­e Fälle registrier­t, so Kotinsky. Allerdings: Seit 2015 hat sich auch der Umgang mit solchen Vorfällen verändert. Heuer wurden etwa Rangeleien oder Drohungen lästiger Gäste, die man früher nicht notiert hätte, genauer aufgezeich­net, so Kotinsky. Vergleiche­n könne man die Zahlen damit schwer.

Diese veränderte Praxis spiegelt sich in Berichten über Vorfälle, die früher nie publik wurden: Aus etli- chen Bädern Österreich­s wurden diesen Sommer Fälle von Voyeurismu­s oder Grapschen berichtet. In Salzburg, mit einer Debatte um Securities und Piktogramm­en mit Verhaltens­regeln, die aufgehängt wurden, im Frühjahr im Zentrum dieser Debatte, „haben wir die Saison gut über die Bühne gebracht“, sagt Bernd Huber, Büroleiter des zuständige­n Vizebürger­meisters, Harald Preuner.

„Entspannte­r als befürchtet“

Aus den Bädern sei nur ein Fall bekannt: Im Freibad Leopoldskr­on hätten arabische Männer Mädchen angestarrt und verfolgt. Ob es ähnliche Fälle gab, die nicht bei der Stadt gemeldet wurden, könne er nicht sagen, aber „in Summe gestaltete sich die Saison wesentlich entspannte­r, als befürchtet“.

Die Piktogramm­e werten die Salzburger als Erfolg: Diese sollen nun von Polizeibea­mten in ganz Österreich verwendet werden, wenn diese zu Prävention­s-Schulungen in Flüchtling­sunterkünf­te gehen.

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[ APA ] Die Piktogramm­e als Erfolgsmod­ell.

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