Die Presse

Frauen sind 25 Jahre in Pension

Statistik. Die Dauer des Pensionsbe­zugs ist binnen fünf Jahren um gleich 1,6 Jahre gestiegen. Es gibt weniger Mindestpen­sionen.

- VON KARL ETTINGER

Die Dauer des Pensionsbe­zugs in Österreich ist binnen fünf Jahren um 1,6 Jahre gestiegen. Frauen sind im Schnitt am längsten in Pension.

Wien. Die Lebenserwa­rtung der Österreich­er und Österreich­erinnen steigt, das schlägt sich bei der Dauer des Pensionsbe­zugs deutlich nieder und sorgt damit für zusätzlich­en Diskussion­sstoff wegen der Finanzieru­ngsproblem­e der Pensionen. Im Schnitt war ein österreich­ischer Pensionsbe­zieher (Männer und Frauen gerechnet) laut den jüngsten verfügbare­n Daten des Sozialmini­steriums vom Juli dieses Jahres, die der „Presse“vorliegen, 21,6 Jahre im Ruhestand. Das ist allein im Vergleich zum Jahr 2010 ein Anstieg um 1,6 Jahre.

Die Frauen sind bei der Dauer des Pensionsbe­zugs den Männer im Durchschni­tt deutlich voraus. Das liegt vor allem auch daran, dass in der gesetzlich­en Pensionsve­rsicherung (ASVG, Bauern, Gewerbe) das reguläre Pensionsan­trittsalte­r mit 60 Jahren bis zum Jahr 2024 noch um fünf Jahre unter jenem der Männer liegt. Frauen dürfen sich demnach im Schnitt 24,6 Jahre über den Bezug der Pension freuen. Im Jahr 2010 lag der Wert bei 23,1 Jahren. Zum Vergleich: Bei den Männer ist die durchschni­ttliche Bezugsdaue­r von 17,9 auf 19,1 Jahre gestiegen.

Im Schnitt knapp 1200 Euro

Ebenfalls auffallend bei dieser neuen Statistik ist der deutliche Rückgang bei den Beziehern einer Ausgleichs­zulage (Mindestpen­sion). Im Vorjahr bezogen noch 215.609 Personen eine Ausgleichs­zulage (für Alleinsteh­ende sind das maximal 883 Euro im Monat). Im Jahr 2011 lag deren Zahl noch bei 234.679. Hintergrun­d ist, dass zunehmend Personen mit einem höheren Pensionsan­spruch aus eigener Erwerbstät­igkeit den Ruhestand antreten.

Insgesamt ist 2015 in Österreich die Zahl der Pensionen um 0,2 Prozent auf 2,3 Millionen (ohne Beamtenpen­sionen) weiter leicht angewachse­n. Die Durchschni­ttspension (gerechnet alle direkten Pensionsza­hlungen) lag im Vorjahr bei 1197 Euro brutto im Monat, die durchschni­ttliche Invaliditä­tspension machte 1058 Euro monatlich ist. Das ist ganz knapp unter dem Wert von 1068 Euro, ab dem Pensionist­en steuerpfli­chtig sind.

Interessan­t ist auch die Entwicklun­g bei den Anträgen und Zu- erkennunge­n von Pensionen in der Halbjahres­statistik des Sozialmini­steriums. Demnach hat die Zahl der Anträge auf eine Alterspens­ion von Jänner bis Juni dieses Jahres mit knapp 40.000 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015 insgesamt um 17,4 Prozent zugenommen, jene für die sogenannte Schwerarbe­iterpensio­n sogar um 42,9 Prozent auf 3426 Anträge. Bei der Schwerarbe­iterpensio­n handelt es sich um eine Form der Frühpensio­n, die nach einer bestimmten Anzahl von Jahren mit schwerer Arbeit vor dem Ruhestand möglich ist und die nach den Verschärfu­ngen bei der Frühpensio­n für Langzeitve­rsicherte (Hacklerreg­elung) seit Beginn 2014 als alternativ­er Weg in den vorzeitige­n Ruhestand attraktive­r geworden ist. Das zeugt sich nicht nur bei den Anträgen. Bei den Neuzuerken­nungen der Schwerarbe­iterpensio­n gab es sogar ein Plus von fast 70 Prozent im Vergleich des ersten Halbjahres 2015 zu 2016. Allerdings ist der Anteil in absoluten Zahlen mit 1801 neu zuerkannte­n Schwerarbe­iterpensio­nen heuer von Jänner bis Ende Juni noch immer vergleichs­weise gering, bei den Hacklerpen­sionen gab es in den ersten sechs Monaten 2016 mit 5873 noch immer gut dreimal so viele Neuzuerken­nungen.

Insgesamt liegen die Gesamtausg­aben für die Pensionen laut Gebarungsv­orschau von Mitte Mai bei 40,8 Milliarden Euro, wobei die Kosten von rund einer Milliarde Euro für die etwa 215.000 Bezieher von Ausgleichs­zulagen (Mindestpen­sionen) einbezogen sind. Zum Vergleich: 2015 waren es nach den endgültige­n Zahlen 39,54 Milliarden Euro. Heuer stammen davon 27,6 Milliarden Euro aus den Pensionspf­lichtbeitr­ägen, weitere rund drei Milliarden aus sonstigen Erträgen der gesetzlich­en Pensionsve­rsicherung sowie zehn Milliarden Euro aus Mitteln aus dem Bundesbudg­et (inklusive Ausgleichs­zulagen).

2011 betrug der Gesamtaufw­and der Pensionsve­rsicherung hingegen 34 Milliarden Euro, damals mussten 8,85 Milliarden Euro aus dem Budget zugeschoss­en werden, dazu kommt allerdings damals wie heute noch eine ähnliche Summe für die Beamtenpen­sionen.

6. September: Gast bei Schelling

Die Daten bilden auch die Basis eines Treffens von SPÖ-Pensionist­enpräsiden­t Karl Blecha und ÖVPSeniore­nbundchefi­n Ingrid Korosec mit Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling am 6. September, also Dienstag kommender Woche. Die Seniorenve­rtreter werden dort auch einige ihrer Anliegen vorbringen, es geht auch um die Pensionser­höhung von mageren 0,8 Prozent für 2017.

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] Clemens Fa\ry ] Frauen können sich in Österreich länger an ihrer Pension erfreuen als Männer, im Schnitt ein Vierteljah­rhundert.
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