Gröbere Korrekturen bei Aktien
Ausblick. Sowohl die Prognosen deutscher Unternehmen als auch der Kursverlauf des Frankfurter Leitindex DAX deuten zumindest kurzfristig auf eine Korrektur hin. Die aktuelle Stimmungslage ist dabei äußerst uneinheitlich.
Der Kursverlauf des Frankfurter Leitindex DAX deutet kurzfristig auf eine Korrektur bei den deutschen Aktien hin.
Wien. Wer in der Welt der deutschen Aktien investieren möchte, der muss differenzieren. Schließlich reicht die Palette von großen Blue-Chips im DAX bis hin zu kleinen Werten im SDAX oder einer ganzen Reihe von Titeln im TecDAX. Doch legt sich derzeit ein kleiner Schatten über ihre Erfolgsgeschichte, wie der US-Consulter EY in einer Studie aufgezeigt hat. Für diese wurden alle 305 Unternehmen aus dem Frankfurter Prime Standard analysiert.
So mussten allein im ersten Halbjahr 2016 immer mehr Unternehmen ihre Gewinn- und Umsatzprognosen nach unten korrigieren, mit 26 Gewinn- oder Umsatzwarnungen wurde ein Rekord erreicht. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum waren es 25 Warnungen, im ersten Halbjahr 2011 sogar nur zwölf. Immerhin wurden die Prognosen 43-mal hinaufgesetzt. Das war jedoch deutlich weniger als im Vorjahreszeitraum (61-mal).
Großen setzt Schwankung zu
Als besonders unzuverlässig erwiesen sich DAX-Prognosen. Ganze 13 Prognosekorrekturen wurden allein von Jänner bis April 2016 von den 30 darin notierten Unternehmen veröffentlicht. In acht Fällen wurden die Erwartungen nach oben, in fünf Fällen nach unten korrigiert. Das begründet EY-Part- ner Marc Förstemann damit, dass die DAX-Unternehmen international tätig und Absatz- und Währungsschwankungen stärker ausgesetzt seien als andere Unternehmen, deren Geschäft nicht in dem Maß globalisiert ist.
Unter den Experten zeichnet sich ein gemischtes Stimmungsbild ab. So unterstreicht Matthias Born, Fondsmanager des Allianz Euroland Equity Growth (LU0256839944), dass die Gewinnprognosen für 2016 in den vergangenen Monaten zumindest weniger als beim Eurostoxx gefallen sind. Sein Fonds ist laut dem Datenanbieter Morningstar Tabellenbester in seiner Kategorie (EurolandAktien), die Zehn-Jahres-Performance liegt bei 7,22 Prozent pro Jahr, die Deutschland-Gewichtung beträgt 40 Prozent. Im zweitbesten Fonds, dem BlackRock Global Funds – Euro-Markets Fund (LU0093502762), macht Deutschland 31 Prozent aus. Die ZehnJahres-Performance liegt bei 4,77 Prozent jährlich.
An der hohen Deutschland-Gewichtung hält Allianz-Experte Born fest. „Der Mix aus guter Binnenkonjunktur, dem GfK-Indikator auf Hochstand, boomender Immobilienwirtschaft und stabilen Exporten stimmt mich positiv im Hinblick auf deutsche Aktien.“Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des DAX sei relativ zum Eurostoxx günstiger. In Summe spräche die Bewertung, kombiniert mit der robusten Konjunktur und stabilen Gewinntrends, eine deutliche Sprache.
Doch kurzfristig könnte Vorsicht angebracht sein, freilich je nach persönlichem Anlagehorizont. Laut Chartanalyst Jens Klatt von JFD Brokers sollte man den weiteren Kursverlauf des DAX nach der Veröffentlichung von volkswirtschaftlichen Daten beobachten, etwa nach den US-Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe am vergangenen Donnerstag oder der Arbeitslosenrate am Folgetag. Allzu optimistisch ist Klatts unmittelbare Einschätzung nicht: „Aus aktueller Sicht droht ein Bruch der technisch wichtigen Marke von 10.400 Punkten beim DAX. Dann wäre ein Rückgang bis in den Bereich von 10.100 Punkten denkbar.“
Rücksetzer möglich
Wobei es aufgrund des dünnen Marktumfelds dann auf 10.000 Punkte hinabgehen könnte. Aber solange der DAX nicht unter 10.400 Punkte rutscht, „wäre alles in Ordnung, und neue Jahreshochs weiter eine Möglichkeit“, wiegelt Klatt dann doch ein wenig ab.
Auch Frank Weingarts, Experte für Anlage- und Hebelprodukte bei Unicredit Onemarkets, gibt sich kurzfristig zurückhaltend: „Anleger haben große Hoffnung auf das Treffen der US-Notenbanker gesetzt.“Einen Ausbruch aus dem Seitwärtstrend hat der DAX dann nicht geschafft. Was zwischenzeitlich gut und dynamisch aussah, wurde abgewürgt. „Somit bleibt es bei der neutralen Zone zwischen 10.645 und 10.650 Punkten auf der Ober- sowie 10.470 bis 10.460 Punkten auf der Unterseite“, meint Weingarts, fügt aber hinzu: „Ein Ausbruch über 10.650 Punkte sollte den Weg auf 10.800 Punkte freimachen.“
Von der weiteren Kursbewegung des DAX können Anleger mit einem Indexzertifikat der Commerzbank (DE000CD2JKY8) partizipieren. Direkt auf fallende Kurse kann man mit dem Knock-out-Zertifikat der BNP Paribas (DE000PB5E309) setzen. Fällt der DAX, profitiert man davon mit einem Hebel von zehn. Steigt er hingegen und berührt die Marke von 11.608,3669 Punkten, verfällt das Zertifikat als wertlos.