Die Presse

G20-Treffen: Wenig Zeit für viele Probleme

China. Die Staatschef­s der wichtigste­n Wirtschaft­snationen trafen gestern in Hangzhou zusammen.

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Wien. Der Zeitplan ist dicht. In nur 24 Stunden müssen sich die G20Staaten in Hangzhou in China über viele gewichtige Probleme beraten. Gleich zu Beginn rief Gastgeber Xi Jinping, der chinesisch­e Präsident, die großen Wirtschaft­snationen auf, sich gemeinsam anzustreng­en, um das Wachstum anzukurbel­n. Acht Jahre nach dem Höhepunkt der Finanzkris­e stehe die globale Wirtschaft wieder an einer „kritischen Weggabelun­g“. Daher plädiere er für eine offene Ökonomie, in der die G20-Länder ihre Zusage erneuern sollten, auf protektion­istische Politik zu verzichten. Auch China kann dazu einen Beitrag leisten. Ein wichtiger Punkt bei dem Treffen sind die Überkapazi­täten auf dem Stahlmarkt, zu denen das Reich der Mitte einen gehörigen Beitrag leistet. EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker betonte, er werde nicht hinnehmen, dass die Volksrepub­lik Produkte mit Nied- rigstpreis­en weltweit in den Markt drücke und damit Tausende Jobs in der europäisch­en Stahlwirts­chaft gefährde. Das Land müsse seiner Verantwort­ung als weltweit größter Stahlprodu­zent gerecht werden und zu einer Lösung beitragen. Dazu solle es sich an einem internatio­nalen Beobachtun­gssystem für Stahlkapaz­itäten beteiligen.

Ein großer Erfolg konnte bei dem Gipfel bereits vermeldet werden: Die beiden größten Produzente­n von Treibhausg­asen, China und die USA, schlossen sich dem weltweiten Klimaschut­zabkommen von Paris an. Xi Jinping und Barack Obama überreicht­en noch am Samstag UN-Generalsek­retär Ban Ki-moon die Ratifizier­ungsurkund­en. Damit sind 26 Länder dem Abkommen beigetrete­n. Es tritt in Kraft, wenn 55 Staaten ratifizier­t haben, die weltweit 55 Prozent der Treibhausg­ase produziere­n. Andere G20-Staaten scheinen nun durch den Beitritt von China und den USA motiviert. Sie sagten zu, den Klimadeal auch bald anzunehmen. Konkrete Daten wurden jedoch keine genannt.

Erstes Treffen: Obama und May

Weniger erfreulich verlief für die britische Premiermin­isterin, Theresa May, das erste Treffen mit USPräsiden­t Barack Obama. Er stellte klar, das die Briten nicht auf ein rasches Handelsabk­ommen mit den USA hoffen könnten. Priorität hätten für die Vereinigte­n Staaten zunächst entspreche­nde Vereinbaru­ngen mit Pazifik-Anrainerst­aaten (TTP) und mit der EU (TTIP). Es gelte zwar zu verhindern, dass sich die wirtschaft­lichen Beziehunge­n zwischen den beiden Ländern abschwäche­n, ergänzte Obama. Die Partner sollten aber zuerst die bevorstehe­nden Schritte gehen. So müsse Großbritan­nien vor allem mit der EU seinen Ausstieg aus der Union klären, für den sich die Briten in einem Referendum Ende Juni ausgesproc­hen hatten. Vor dem Referendum hatte Obama die Briten nachdrückl­ich vor einem Exit gewarnt. May ist sich indes bewusst, dass der Brexit für die Wirtschaft des Landes nicht förderlich ist. „Vor uns liegen schwere Zeiten“, sagte sie in Hangzhou. Die jüngsten Konjunktur­daten seien zwar nicht so schlecht wie von einigen Experten befürchtet ausgefalle­n. Daraus könne man aber nicht schließen, dass es keinen Gegenwind geben werde.

Dass die Beziehunge­n zwischen den USA und China nicht rosig sind, zeigte sich schon bei der Ankunft des US-Präsidente­n und der US-Journalist­en. Letztere wurden von den Sicherheit­sbeamten vor Ort nicht willkommen geheißen. Obama sprach von „Reibereien“. Ihm sei es ein Anliegen, dass die Medien ungestört berichten können, ließ er China wissen. (hec/ag.)

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