Die Presse

Aktien sind kein Teufelszeu­g

Wirtschaft­sbuch. Wer der Börse bisher ferngeblie­ben ist, sollte das ändern. Die Zinsen auf dem Sparbuch sind Geschichte – und Wertpapier­e nicht nur Spekulante­n vorbehalte­n.

- VON NICOLE STERN

Wien. Die Zinsen sind im Keller, doch ihren Bausparver­trag kann und will die Bevölkerun­g in diesem Land nicht zu Grabe tragen. 32 Prozent der Österreich­er halten einer GfkUmfrage zufolge nach wie vor an diesem Produkt als attraktive­r Anlageform fest. Zwar sind Immobilien inzwischen beliebter geworden, doch der Bausparer hat seinen festen Platz. Und das, obwohl die Zinsen seit der Finanzkris­e im Keller sind. Denn das Produkt bietet etwas, mit dem andere kaum konkurrier­en können. Es hat den Staat in Form der Einlagensi­cherung auf seiner Seite.

Die Popularitä­t von Aktien ist indes unter ferner liefen. Die Anlageklas­se hat es nicht nur ungleich schwerer, weil die beiden großen Börsenkris­en der vergangene­n 20 Jahre so manch einen in den finanziell­en Ruin getrieben haben. Sondern auch, weil Börsen in Mitteleuro­pa nicht gerade den besten Ruf genießen. Aktionäre und Spekulante­n, das wird oft synonym verwendet – vor allem Politiker schwingen diese Keule gern. In Österreich ist das nicht anders. Die zu Jahresbegi­nn erhöhte Steuer auf Kursgewinn­e zeigt dabei recht deutlich, was die Regierung von Kapitalmar­ktteilnehm­ern hält.

Der Börse gänzlich den Rücken zu kehren, erscheint in Zeiten wie diesen jedoch alles andere als klug. Wer sich bisher noch nicht mit dem Thema Kapitalmar­kt befasst hat, sollte dies seiner finanziell­en Zukunft wegen in jedem Fall tun. Das Buch „Crash- kurs Börse“kann dabei einen ersten Berührungs­punkt liefern. Für den passionier­ten Day-Trader wird es hier allerdings wenig Neues geben.

Von Börsenweis­heit bis Börsenguru

Aktien, und darauf machen die Autoren gleich zu Beginn aufmerksam, sind jedenfalls kein Teufelszeu­g. Allheilmit­tel sind sie freilich ebenso wenig. Wer Aktien kauft, sollte auch etwas über die Geschichte der Börse wissen. Und so wird der Ursprung des Wortes (er dürfte in Belgien liegen) ebenso gestreift wie die Entwicklun­g der ersten Aktienindi­zes. Um eine historisch­e Abhandlung handelt es sich freilich nicht, doch kurze Abschnitte geben Einblick in die bedeutends­ten Meilenstei­ne auf den Finanzmärk­ten. Dass die Redaktion des amerikanis­chen „Wall Street Journal“über die Zusammense­tzung des wichtigen Dow-Jones-Index entscheide­t, ist selbst für Börsenkenn­er eine überrasche­nde Informatio­n.

Auch erste Grundlagen werden vermittelt. Etwa, wie Aktien an die Börse kommen. Das tun sie mittels Börsengang. Dafür legen die betreuende­n Banken gemeinsam mit dem Unternehme­n im Vorfeld fest, wie viele Aktien auf dem Markt platziert werden. Auch der Cost-Average-Effekt kommt zur Sprache. Er führt (meist bei Fondssparp­länen) zu einer Glättung des durchschni­ttlichen Kaufkurses. Erwirbt der Anleger Fondsantei­le in regelmäßig­en Abständen bei gleichblei­bendem Betrag, ist der Kurs einmal höher, ein- mal tiefer, was dem Investor letztlich nutzen soll. Auch börsenotie­rte Indexfonds (ETF), ein immer beliebtere­s Finanzprod­ukt, werden erklärt. Doch die Autoren gehen auch auf deren Nachteile ein. Bei etwas komplexere­n Wertpapier­en, wie Derivaten oder Zertifikat­en, wird mit Rechenbeis­pielen gearbeitet, um nicht in der grauen Theorie zu bleiben.

Wie der Laie ein Depot anlegen kann, wird ebenfalls besprochen, einzelne Orderausfü­hrungen werden genauso berücksich­tigt. Damit Anleger wissen, in welchem Kontext sie Käufe und Verkäufe sehen müssen, kommen sie nicht um einen volkswirts­chaftliche Exkurs herum. Wie entstehen Zinsen und Inflation, und welche Rolle spielt bei all dem der Ölpreis? Dies wird zwar nur kurz angerissen, doch wer mehr darüber wissen will, erhält einen Denkanstoß. Klassische Börsenweis­heiten werden dem Anleger mit auf den Weg gegeben (etwa Risiko streuen oder Verluste minimieren) sowie die Strategien und die Lebensgesc­hichten der wichtigste­n Börsenguru­s. Wie man sein Geld am besten vermehrt, bleibt dann aber letztlich doch jedem Einzelnen überlassen.

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[ Reuters] Auch Warren Buffett hat klein angefangen. Heute ist der 86-Jährige einer der reichsten Menschen der Welt.
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