Doch kein Zinsanstieg?
Geldpolitik. Der Markt rechnet eher nicht mit einer Zinserhöhung im September. Bill Gross ist anderer Ansicht.
Wien. Mit Spannung hatten die Anleger vergangene Woche auf den US-Arbeitsmarktbericht gewartet, von dem sie sich Aufschlüsse über eine mögliche Zinserhöhung im September erhofften. Die am Freitag veröffentlichten Zahlen fielen dann eher verhalten aus: Private Firmen und die öffentliche Hand schufen im August 151.000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft, gab das Arbeitsministerium bekannt. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit 180.000 gerechnet. Im Vormonat hatte das Plus 275.000 Stellen betragen. Die getrennt erhobene Arbeitslosenquote blieb bei 4,9 Prozent. Damit setzte sich die Erholung auf dem Jobmarkt verlangsamt fort.
Die durchwachsenen Zahlen freuen die Börsianer – schiebt sich doch damit die Chance einer Zinserhöhung in den USA nach hinten. Die Aktienindizes diesseits und jenseits des Atlantiks reagierten mit Kurssprüngen.
Bill Gross von Janus Capital teilt diese Ansicht nicht. „Ich glaube, der September steht“, sagte er in einem Interview mit BloombergTV und -Radio. „Falls diese Daten kein Auslöser sind, dann wüsste ich nicht, was einer wäre.“Gross rät der US-Notenbank Fed zu einer zweimaligen Anhebung um je einen Viertelprozentpunkt bis nächsten März.
Zuvor hat die Fed im vergangenen Dezember die Zinsen erstmals seit der Finanzkrise erhöht. ChinaFlaute, Ölpreisverfall und Brexit haben Fed-Chefin Janet Yellen jedoch zögern lassen, einen zweiten Schritt folgen zu lassen.
Die Leitzinsen liegen derzeit in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,5 Prozent. Der Futures-Markt signalisiert eine Wahrscheinlichkeit von 36 Prozent, dass die Zinsen noch in diesem Monat steigen, und von 21 Prozent, dass sie bis März ein zweites Mal angehoben werden. (b. l.)