Donnerstags in Lederhose
Lifestyle. Die Salzburger Christian Eibl und Georg Klampfer propagieren die Lederhose als Alltagskleidungsstück. Trachtenfirmen nehmen das gern auf.
Zumindest einer der Gründe klingt ziemlich pragmatisch: „Eine normale kurze Hose“, sagt Georg Klampfer, „könnte ich im Sommer bei der Arbeit nicht anziehen. Die Lederne schon.“Er tut es auch, gern, oft und bereits seit Jahren, und wenn es heiß ist, „fast jeden Tag“. Das trug ihm auch die Anerkennung seines Schulfreunds Christian Eibl ein. Es tauge ihm, dass Klampfer das traditionelle Beinkleid nicht nur zu Oktoberfest, Wiener Wiesn, Rupertikirtag und Hochzeiten trage, stellte Eibl vor drei Jahren fest. Die beiden saßen gerade zusammen, hatten schon ein Bier getrunken – und ohnehin immer davon geträumt, irgendwann gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Eigentlich hatten sie an etwas Geschäftliches gedacht, weniger an die eigenen Extremitäten. Aber die Tracht in den Alltag zurückzuholen, das schien ihnen lohnend. Also beschlossen sie, gemeinsam jeden Donnerstag Lederne zu tragen – der Lederhosendonnerstag war geboren.
Und es blieb nicht bei den beiden Salzburgern. Ein paar Instagram- und Facebook-Fotos später, sagt Klampfer, habe sich die Sache verselbstständigt. Mittlerweile ist es erklärtes Ziel der zwei Verkaufs- und Marketingleute, möglichst viele zum Lederhosentragen zu animieren. Ihre Initiative nehmen sie zumindest so ernst, dass sie eigene E-Mail-Adressen haben (christian@lederhosendonnerstag.at). Immer wieder, sagen sie, sehe man in Salzburg an Donnerstagen Lederhosenträger. Oft freilich Freunde, die den modischen Ansatz in ihre Firmen tragen. In Summe seien es „Hunderte, wenn nicht Tausende“Leute. Selbst Autohäuser hätten ihre Kunden schon zum Mitmachen animiert.
Beliebt im Tourismus
Wobei man sagen muss, gesteht auch Klampfer in breitem Salzburgerisch ein, dass es sich oft um Branchen handle, bei denen eine Lederhose ohnehin gut ins Konzept passt, „Tourismus oder Gastronomie“. Er selbst arbeitet für eine Naturholzbodenfirma, Eibl für einen Hersteller von Tee. Beide sind beruflich viel unterwegs und haben die Lederhose immer im Gepäck. „Mittlerweile erwarten Firmenpartner das schon“, sagt Klampfer, der gerade aus Südafrika kommt. Auch in Australien, Kanada, Amerika oder Mexiko sei er damit schon gewesen. Und er hält selbst winters daran fest. Immerhin, so Klampfer, im Vorjahr seien sie nicht mehr die Einzigen mit nackten Knien auf dem Christkindlmarkt gewesen. So wie sie, glaubt Klampfer, würden viele Leute gern öfter Tracht tragen, sich aber im Alltag nicht trauen. Die Reaktionen auf die Lederne seien größtenteils positiv, mitunter würde man aber versuchen, sie in eine konservative Schublade zu stecken, „oder in Richtung Gabalier-Kitsch“. Das Schlimmste sei gewesen, „dass uns jemand vorgeworfen hat, Nazis zu sein“. Dabei wolle man ja nur Kultur beleben und sei ohnehin Teil des großen Trends der Besinnung auf Daheim, Vergangenheit, Tradition. Speziell seit der Krise 2008 gebe es dieses Bedürfnis „nach etwas Verbindendem“. Auch wenn Stickerei und Stutzenfarbe von unterschiedlichen Regionen künden. Es sei denn, sie wurde in China gemacht. Geschmacklose BilligRustikalkleidung sieht Klampfer entspannt. „Viele kommen im zweiten Jahr dann schon in etwas Echtem.“
Dirndldusldonnerstag
Seit anderthalb Jahren engagieren sich Klampfer und Eibl nämlich auch offline, organisieren einmal im Monat ein Feierabendbier, im Sommer auf der Gewandhauswiese von Gössl, im Winter auf Schloss Leopoldskron. Jüngst gab es das erste Spin-off in München, und auch in Wien beginnt man sich zu interessieren. Denn natürlich spielen Trachtenhersteller den Ball nur zu gern weiter. Vorigen Donnerstag feierte die Dirndlfirma Hanna den Umzug aus der Innenstadt in ein Biedermeierhaus im Siebten. Mit einem Dirndldusldonnerstag (Dusl, vermerkte Chefin Constanze Kurz auf der Einladung, stehe für einen leichten Damenspitz). Die Party sollte nur der Auftakt sein – Kurz sucht nach möglichen Varianten, um den Hauptstädtern auch künftig die Chance zu geben, nach Büroschluss die zünftige Garderobe spazieren zu führen.