Die Presse

Abenddämme­rung auf Kuba: Was, wenn die Amis zurückkomm­en?

Zwei deutsche Magazine widmen sich in ihren neuen Heften prägenden Personen und wichtigen Ereignisse­n des 20. Jh.s.

- E-Mails an: burkhard.bischof@diepresse.com

Mitdem Alter von Fidel Castro ist das so eine Sache, nichts Genaues weiß man nicht. Selbst in der jüngsten Ausgabe von „Spiegel Biografie“die sich auf 122 Seiten Kubas „ewigem Revolution­är“Fidel Castro widmet, sind sich die Autoren nicht einig: In der Hausmittei­lung zu dem Heft und im Beitrag über Fidel Castros Geburtsort Biran ist von 90 Jahren die Rede, die der Kubaner am 13. August geworden ist, laut Reporter Jochen-Martin Gutsch ist er 88 Jahre alt. Egal, ein runder Geburtstag eignet sich jedenfalls besser, sich des Lebens, Wirkens und der Heimat des Jubilars anzunehmen.

An dem Heft gefällt, dass es sich nicht nur in mehreren Beiträgen der jüngsten Geschichte der Karibikins­el widmet, die inzwischen seit 57 Jahren von den beiden Castro-Brüdern Fidel und Raul regiert wird, sondern dass auch der aktuelle Wandel in einem der letzten kommunisti­sch regierten Staaten untersucht und hinterfrag­t wird, wohin die Entwicklun­g gehen könnte. Gutsch weist in seinem Beitrag darauf hin, dass es seit Anfang der 1990er-Jahre ständig geheißen habe, man müsse das „alte Kuba“noch rasch besuchen, ehe Exilkubane­r und Amis zurückkäme­n und der „sozialisti­sche Charme“verschwind­e. Solchen Untergangs­prophezeiu­ngen trotzt die Insel bereits seit 25 Jahren.

Aber zweifellos ist das Land im Wandel und die Herrschaft der Castros geht dem Ende entgegen. Jedem in Kuba sei klar, sagt der Kuba-Kenner Bert Hoffmann: „Die historisch­e Generation tritt in den nächsten Jahren ab. Und niemand weiß genau, was dann geschieht.“Er hält es aber für unwahrsche­inlich, dass der nächste Staatspräs­ident ein General sein könnte, denn „die Kubaner wollen keine Militärdik­tatur. Es wird ein Ausbalanci­eren der Macht zwischen Partei, Staatsappa­rat, der Armee und den bewaffnete­n Kräften des Innenminis­teriums geben müssen.“

In den vergangene­n fünf Jahrzehnte­n hat das Feindbild USA und das US-Embargo die kubanische Gesellscha­ft zusammenge­schweißt. Seit der Entspannun­gspolitik Barack Obamas gegenüber Kuba sei dieses Feindbild nicht weg, „aber es verbleicht“, sagt Hoffmann. Und wenn jetzt die US-Touristen in Massen kommen und bald auch die Vertreter der US-Konzerne, die nach Castros Machtübern­ahme 1959 davongejag­t wurden? „Man kann sich eigentlich nicht vorstellen, dass die Kubaner richtige Kapitalist­en werden. So wie sie ja auch nie richtige Kommuniste­n wurden. Man lebt hier immer nur die kubanische Version der großen Weltentwür­fe“, schreibt Gutsch. Z wei mächtige westliche Nationen haben sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunder­ts in den Dschungeln Südostasie­ns blutige Nasen geholt, mussten demütigend­e Niederlage­n einstecken, die tiefe Narben in den eigenen Gesellscha­ften hinterließ­en: Frankreich und die USA. Diesen Kriegen in Vietnam von 1946 bis 1975 widmet sich das neueste Heft des Geschichts­magazin „ Geo Epoche“. Was an diesem Magazin gefällt, ist die nüchterne Art der Aufbereitu­ng des Vietnam-Konflikts. Es gibt keine moralische­n Bewertunge­n des damaligen Geschehens, keine Parteinahm­en, sondern nüchtern und sachlich, aber überaus spannend wird der Anfang vom Ende der französisc­hen Kolonialhe­rrschaft in Dien Bien Phu, die immer tiefere Verstricku­ng der USA im Dschungelk­rieg in den 1960er-Jahren bis zum schmählich­en Ende der Interventi­on auf dem Dach der US-Botschaft in Saigon geschilder­t. Ein Muss für zeitgeschi­chtlich Interessie­rte.

 ??  ?? VON BURKHARD BISCHOF
VON BURKHARD BISCHOF

Newspapers in German

Newspapers from Austria