Die Presse

„So ein unschuldig­es Kind muss auf diese Weise sterben“

Amokfahrer-Prozess, vierter Tag: Erneut sagten Opfer als Zeugen aus.

-

Graz. Wie schon an den vorangegan­genen Verhandlun­gstagen des Grazers Amokfahrer-Prozesses kam es auch am Freitag (Tag 4) zu emotionale­n Momenten. Menschen, die bei der Amokfahrt entweder selbst verletzt wurden oder sich knapp retten konnten, sagten als Zeugen aus. Und bestätigte­n im Grunde das bereits Gesagte: Alen R. (27) sei gezielt auf Menschen losgefahre­n. Seine am ersten Tag dargeboten­e Version, er habe angenommen, verfolgt zu werden und habe nur so schnell wie möglich mit seinem Auto das Weite gesucht, lässt sich auch mit den neuerliche­n Zeugenauss­agen nicht einmal ansatzweis­e in Einklang bringen.

Auch am Freitag ersuchte ein Zeuge das Gericht darum, R. aus dem Saal zu führen, erst dann, so der Zeuge, sei er in der Lage auszusagen: „Ich will das Gesicht nicht sehen, ich will nicht mit dieser Erinnerung auch noch leben.“Alsdann brach der Mann in Tränen aus. „Es tut mir leid, es kommt wieder alles hoch.“Der Zeuge ist ein guter Freund des Mannes, dessen fünfjährig­er Sohn getötet wurde. Die beiden Väter waren mit ihren Kindern unterwegs gewesen.

Der fünfjährig­e Valentin spielte in der Fußgängerz­one in der Herrengass­e. „Plötzlich waren vor mir die Motorhaube und der Kühlergril­l“, so der Zeuge, der seinen eigenen Sohn an der Hand hielt und mit ihm zur Seite springen konnte. „Dass ich da bin und dass mein Kind lebt, ist ein Wunder.“Den Sohn seines Freundes konnte jedoch niemand retten. Der kleine Valentin wurde überfahren. „So ein unschuldig­es Kind muss auf diese Wiese sterben“, war der Zeuge wütend und verzweifel­t zugleich. Der Prozess wird am Montag fortgesetz­t. (m. s./APA)

Newspapers in German

Newspapers from Austria