Die Presse

Die Frau Vorsitzend­e

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E ine Katastroph­e“, murmelte der Parteivors­itzende, als er jüngst wieder einmal seiner Stadträtin ansichtig wurde. Natürlich meinte er nicht sie persönlich, die Lebenspart­nerin des SPÖ-Klubchefs, sondern das fatale Nachwahler­gebnis in der Leopoldsta­dt. Hatte er sie nicht als Bezirkspar­teivorsitz­ende fuhrwerken lassen, damit dieser schöne Bezirk als roter Besitzstan­d bewahrt blieb, wie es Gott vorsah? Und jetzt das! Grün! Die rote Leopoldsta­dt!

Mit Wehmut dachte der Bürgermeis­ter an die frühere Bezirksvor­sitzende Gitti Ederer, die er zur Finanzstad­trätin gemacht hatte. Ja, die war tüchtig. Später auch als Staatssekr­etärin und Topmanager­in. „Das ist ein Elend“, seufzte der alte Mann. Allein, in der weitverzwe­igten Verwandtsc­haft, die sich die Posten im Wiener Rathaus untereinan­der aufteilt, fand sich nichts Vergleichb­ares.

Seit er heuer vom Urlaub ins Rathaus zurückgeke­hrt ist, nichts als Ärger um diese Stadträtin. Den einen aufbegehre­nden Arzt, der partout eine Ärztegewer­kschaft gründen wollte, den hat man noch mit Müh und Not von seinem Posten entfernen können. Aber was nützt das! Seit einem Jahre hat diese zuständige Stadträtin justament nicht mit den Ärztevertr­etern geredet. „Wird sich nicht mehr lang halten“, murmelte er. Ob er damit nur den Vorsitz in der SPÖLeopold­stadt meinte, wissen wir nicht. (hws)

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