Die Presse

Stabile Mehrheit in Österreich für Verbleib in der EU

Umfrage. Seit dem Beitritt hat die Stimmung zur EU-Mitgliedsc­haft stark geschwankt. Zuletzt sorgten die Finanz- und Schulden- sowie die Flüchtling­skrise für erhöhte Skepsis in der heimischen Bevölkerun­g. Dennoch sprach sich nie mehr als ein Drittel der Be

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Wien. Die Österreich­er sind mit der EU oft unzufriede­n, das belegen zahlreiche Umfragen. Doch letztlich tritt eine stabile Mehrheit vom Beitritt 1995 bis heute für einen Verbleib in der Gemeinscha­ft ein. Das geht aus regelmäßig­en Umfragen der Gesellscha­ft für Europapoli­tik (ÖGfE) hervor. Die Austrittsb­efürworter erreichten demnach nie mehr als einen Bevölkerun­gsanteil von 33 Prozent.

Dennoch zeigt die Zeitreihe der gleichlaut­enden Umfragen deutliche Höhen und Tiefen. Nach dem Beitritt flaute die Stimmung kurzzeitig ab. Die zahlreiche­n Anpassunge­n an EU-Recht und die Transitdeb­atte belasteten das Verhältnis zur Gemeinscha­ft. Die meiste Zustimmung für den Verbleib in der EU gab es im November 1999. Damals waren 82 Prozent der Österreich­erinnen und Österreich­er der Ansicht, das Land sollte Mitglied bleiben. Zuvor hatte die erste Übernahme der Ratspräsid­entschaft 1998 die EUStimmung im Land deutlich verbessert.

Krisen im Verhältnis zwischen den EUPartnern und Österreich haben auch die Einstellun­g zur Mitgliedsc­haft verändert. Beispielsw­eise brachten die bilaterale­n Sanktionen der EU-Regierunge­n gegen die schwarzbla­ue Regierung in Wien einen wachsenden Wunsch mit sich, die Gemeinscha­ft wieder zu verlassen. Der nächste große Dämpfer kam mit dem Ausbruch der Finanz- und Schuldenkr­ise 2008. Die Zustimmung zur Mitgliedsc­haft sank auf nur noch 59 Prozent, 33 Prozent sprachen sich damals für einen Austritt aus.

Ein ähnlicher Dämpfer war nach dem Ausbruch der Flüchtling­skrise 2015 zu verzeichne­n. Angesichts der Blockade einer EUweiten Lösung des Problems durch mehrere Mitgliedst­aaten sank das Vertrauen der Ös- terreicher­innen und Österreich­er in die Gemeinscha­ft laut einer Eurobarome­ter-Umfrage auf nur noch 26 Prozent. Der Wunsch nach einem konkreten Austritt stieg in der regelmäßig­en ÖGfE-Umfrage allerdings auch zu diesem Zeitpunkt nur moderat auf 31 Prozent.

„Trotz aller Kritik an der EU sind die Österreich­erinnen und Österreich­er pragmatisc­he Realisten und wissen sehr wohl, dass grenzübers­chreitende Herausford­erungen letztlich nur gemeinsam gelöst werden können“, analysiert ÖGfE-Generalsek­retär Paul Schmidt. „Von einem Zurück zu einer romantisch­en Insel der Seligen träumt nur eine Minderheit.“

So hat auch der Ausgang des britischen Referendum­s zu keinem gesteigert­en Austrittsw­unsch in Österreich geführt. Kurz nach der Abstimmung sprach sich nach wie vor eine klare Mehrheit von 60 Prozent für den Verbleib in der EU aus. (wb)

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