Die Presse

Schulen sollen ihre Lehrer aussuchen

Bildung. Nach Kritik aus den Ländern stellt sich die Bundes-ÖVP hinter die Pläne von Ministerin Sonja Hammerschm­id (SPÖ).

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

Wien. Auch, wenn es manchen Landesschu­lräten nicht passt: Direktoren werden künftig wohl ihre neuen Lehrer aussuchen dürfen. Nach Kritik der schwarzen Landesschu­lräte stellte sich die Bundes-ÖVP am Donnerstag hinter die Pläne von Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id (SPÖ). Es wäre sinnvoll, wenn die Entscheidu­ng über die Anstellung von Lehrern im Sinn der Profilbild­ung von Schulen künftig vom Direktor getroffen wird, sagte ÖVP-Generalsek­retär Werner Amon im ORF-Radio.

Dass Schulen hier mehr Freiheit bekommen sollten, hat die Regierung im Vorjahr in der Bildungsre­form paktiert. Demnach sollte die Lehrerausw­ahl „durch die Schulleitu­ng im Einvernehm­en mit der Schulbehör­de“geschehen, Direktoren sollten bei Neuanstell­ungen ein Vetorecht haben. Hammerschm­id ließ von Anfang an durchblick­en, dass ihr das ein bisschen zu wenig ist: Sie pochte auf volle Personalau­tonomie. „Ich will, dass der Direktor wirklich über sein Personal entscheide­n kann“, sagte sie zuletzt.

„Die Entscheidu­ng über die Anstellung von Lehrern sollen die Direktoren treffen können“, sagte gestern auch Staatssekr­etär Harald Mahrer (ÖVP), mit dem Hammerschm­id die Umsetzung der Reform verhandelt, der „Presse“. Im Einklang mit der Bildungsmi­nisterin meint er: Behörden sollten nur in Einzelfäll­en die Personalen­tscheidung steuern – etwa, wenn Kleinschul­en keine Lehrer finden.

Digitale Plattform in Salzburg

Ganz neu wäre es nicht, dass Direktoren ein Mitsprache­recht bei der Auswahl ihrer Lehrer haben. Mahrer nennt Salzburg als Beispiel: Dort werden Pflichtsch­ullehrer seit 2013 nicht mehr vom Land zugeteilt, sondern der Direktor kann – sofern er das auch will – selbst mitmischen. An die 60 Prozent der 670 Neuanstell­ungen sind laut dem Büro von Landeschef Wilfried Haslauer (ÖVP) seitdem auf Basis einer Onlineplat­tform erfolgt.

Dort können Bewerber Schulen kontaktier­en. Direktoren können an alle gelisteten Lehrer herantrete­n, mit ihnen Gespräche führen und den Wunschkand­idaten dem Land vorschlage­n. Wo aber die Autonomie endet: Denn das Land prüft nicht nur, ob formell alles passt, sondern auch, ob die Reihung der Bewerber nach Kriterien wie Erfahrung oder Ausbildung ausreichen­d berücksich­tigt wurde. Abgewickel­t wird die Anstellung vom Land.

In anderen Bundesländ­ern gibt es ähnliche digitale Plattforme­n, über die Schulen und Lehrer zusammenfi­nden können. Die Steiermark entwickelt­e für die höheren Schulen das Programm Get your teacher, das inzwischen auch anderswo genutzt wird. In Oberösterr­eich können Pflichtsch­uldirektor­en ähnlich wie in Salzburg Wunschkand­idaten definieren.

Ausgerechn­et aus Linz kam die schärfste Kritik: Dass Direktoren ihre Lehrer aussuchen können, klinge zwar toll, sei aber vor allem an Pflichtsch­ulen nicht durchführb­ar, sagte Landesschu­lratspräsi­dent Fritz Enzenhofer diese Woche. Im Herbst müssten in kürzester Zeit sehr viele Anstellung­en fixiert werden. Proble- matisch seien auch kleine, besonders abgelegene oder schwierige Schulen. ÖVP-Generalsek­retär Amon entgegnete, die Landesschu­lräte seien etwas detailverl­iebt und wollten auf Schwierigk­eiten aufmerksam machen. Laut Hammerschm­id will man den Gesetzesen­twurf zur Autonomie in den kommenden zwei Wochen dem Koalitions­partner übermittel­n. Spätestens bis Weihnachte­n soll das Autonomiep­aket den Ministerra­t passieren.

ist eines der Kernstücke der Bildungsre­form. Demnach soll die Lehrerausw­ahl durch die Schulleitu­ng im Einvernehm­en mit der Schulbehör­de geschehen, bei Neuanstell­ungen sollten Direktoren ein Vetorecht haben. Nun sollen Schulleite­r wirklich Letztentsc­heider sein. Das Autonomiep­aket – dabei geht es auch um Finanzen, Pädagogik und Organisati­on – soll bis Weihnachte­n den Ministerra­t passieren.

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[ APA ] Direktoren sollen wirklich über ihr Personal entscheide­n können, sagt Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id (SPÖ).

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