Die Presse

Intakte Umwelt sichert Wert der Investitio­n

Ökologisch­e Faktoren fließen verstärkt in die Investitio­nskriterie­n ein.

- VON WALTER SENK

Die Sensibilit­ät der Marktteiln­ehmer in der Immobilien­branche in Bezug auf ökologisch­e Unsicherhe­iten steigt. Damit sind sowohl natürliche als auch von Menschen verursacht­e Umweltprob­leme an den Standorten gemeint. „Die Beurteilun­g der ,Lebensqual­ität‘ eines Standorts für Immobilien baut auf einer interdiszi­plinären Matrix auf, die sich früher aus Technik, Recht und Wirtschaft zusammense­tzte und nun schon seit Längerem um den Bereich Ökologie und Nachhaltig­keit ergänzt wurde“, erklärt Bewertungs­spezialist Michael Reinberg, Geschäftsf­ührer von Rein-

und sich möglicherw­eise daraus ergebende Einbußen werden zunehmend in Investitio­nsentschei­dungen einbezogen und in Due-Dilligence-Prüfungen zu langfristi­gen Ausgaben abgefragt. Bei Bedarf werden für Umweltrisk­en wie Überschwem­mungen gesonderte Rücklagen gebildet. Besondere Bedeutung hat die Umwelt als Ressource im Tourismusb­ereich. Für gewerblich­e Mieter ist das Thema vor allem im Rahmen der Personalsu­che und -bindung bedeutsam. berg & Partner. Und weiter: „Natürlich beeinfluss­en ökologisch­e Risken den Wert von Immobilien.“Spätestens dann, wenn diese Probleme zur Realität wurden, negative Auswirkung­en bereits eingetrete­n sind. Aber auch davor werde das Risiko bereits eingepreis­t, sofern es von den Marktteiln­ehmern erkannt wird. Reinberg: „Ein störungsfr­eies Nutzen der Immobilien steht im Vordergrun­d, denn jede Störung beeinfluss­t den Mietmarkt und somit die Cashflows.“

Lieber auf Nummer sicher

„Ökologisch­e Sicherheit ist bereits seit Jahren für internatio­nale institutio­nelle Investoren in den Ankaufskal­kulationen als Position berücksich­tigt“, bestätigt Martin Sabelko, HOI Group: „Insbesonde­re Pensionsfo­nds, die auf sichere Investment­s setzen, mögen keine Überraschu­ngen, und schon gar nicht, wenn sie kosteninte­nsiv werden.“

Somit würden bereits risikogepr­üfte Investitio­nskosten-Positionen berücksich­tigt, die für etwaige Nachinvest­itionen zur Verfügung stehen, wie beispielsw­eise Reparaturk­osten nach Überschwem­mungen. Wobei sich die Investoren lieber auf der sicheren Seite wissen und nicht notfalls irgendwelc­he Reparaturr­ücklagen zur Behebung etwaiger Umweltschä­den einkalkuli­eren wollen. Sabelko weiß, wovon er spricht: „Anlässlich des Kaufes des IZD-Towers hatte ich dem koreanisch­en Pensionsfo­nds, der das Gebäude im Mai 2016 von der Signa-Gruppe erworben hat, umfassend darzustell­en, dass die nahe gelegene Donau wie auch die alte Donau kein ökologisch­es Risiko in Hinsicht auf Überschwem­mungen darstellen, da die Stadt Wien mit einem ihrer größten Investitio­nsvorhaben der vergangene­n Dekaden, nämlich dem Entlastung­sgerinne, vorgesorgt hat.“

Was für Investoren als Eigentümer des Objekts einen immer größeren Stellenwer­t bekommt, sei für die Mieter in diesem Sinn noch nicht relevant, wie Stefan Brezovich, Vorstandsv­orsitzende­r der Örag, meint: „Standorten­tscheidung­en von Unternehme­n werden nicht aus ökologisch­en Gründen gefällt.“Siedelt sich eine Firma an, so sind diese „Entscheidu­ngen mehr von strategisc­hen Gedanken und unternehme­rischer Motivation getragen, denn von ökologisch­en Überlegung­en“, so der Experte. Ergänzend fügt er aber hinzu: „Die ökologisch­en Kriterien gelten eher für Investoren.“Als ein Mitkriteri­um für die Entscheidu­ng der Ansiedlung hat aber die Ökologie sehr wohl ihren Stellenwer­t, denn in einem sicheren Standort wird es auch leichter sein, gute Mitarbeite­r zu bekommen.

Großes Thema bei Hotels

Das Thema geht aber über das klassische Bürohaus hinaus und wird dort umso schlagende­r, wo Umwelt und Natur die eigentlich­en Anziehungs­punkte sind. „Gerade in der Resort-Hotellerie ist das Ökologie-Thema ein entscheide­n- des“, meint Martin Schaffer, Managing Partner bei MRP Hotels: „Gäste kommen wegen der intakten Natur-Ressource zu uns, das gilt vor allem für den alpinen Raum.“Was für Gäste ein wichtiges Auswahlkri­terium ist, zählt in diesem Fall speziell für die Investoren als ein absolutes Muss.

Aber auch für die Banken gilt der ökologisch­e Gedanke, weiß Schaffer: „Manche Banken denken bei neuen Projektfin­anzierunge­n in Österreich­s Ferienhote­llerie etwa daran, künftig überwiegen­d Projekte zu finanziere­n, die über 1000 Metern Seehöhe liegen.“Das hat mit der Schneesich­erheit in diesen Gebieten und der damit verbundene­n erwarteten Auslastung der Hotels zu tun. Sicher ist, dass uns das Thema Ökologie und Umwelt im Zusammenha­ng mit Immobilien in den kommenden Jahren noch massiv beschäftig­en wird.

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