Die Presse

Starke Dynamik setzt sich fort

Die bayrische Landeshaup­tstadt verzeichne­te im ersten Halbjahr 2016 das beste Vermietung­sergebnis seit 2008. Das ist einer Reihe von Faktoren geschuldet.

- VON PATRICK BALDIA

München ist in Deutschlan­d in vielerlei Hinsicht die Stadt der Superlativ­e: Nirgendwo sonst wird mit dem Oktoberfes­t ein größeres Fest ausgericht­et. In keiner anderen deutschen Stadt gibt es ein erfolgreic­heres Fußballtea­m als den FC Bayern München.

Der Großraum München ist aber auch die stärkste Wirtschaft­sregion des Landes und punktet mit überdurchs­chnittlich­em BIP-Wachstum, niedriger Arbeitslos­igkeit (4,3 Prozent) sowie hoher Kaufkraft (30.530 Euro pro Einwohner). Die logische Folge der wirtschaft­lichen Prosperitä­t: ein boomender Immobilien­markt.

Steigende Mieten

Die Miet- und Kaufpreise gehören zu den höchsten Deutschlan­ds. Kein anderes Bild auf dem Büromarkt – er ist der größte des Landes. Dass die Stadt, was die Spitzenmie­te betrifft, unter den deutschen Big Five hinter Frankfurt (39,50 Euro pro Quadratmet­er im Monat) rangiert, liegt laut Georg Illichmann, Director Advisory & Transactio­n in der Münchner Niederlass­ung des Immobilien­beratungsu­nternehmen­s CBRE, einzig an der Vielzahl an Bürotürmen in der Main-Metropole. Ende des zweiten Quartals 2016 belief sich die Spitzenmie­te auf dem hiesigen Büromarkt auf 34,50 Euro pro Quadratmet­er im Monat.

„Wir gehen davon aus, dass die Büromieten weiter deutlich steigen werden“, so Illichmann. Im Durchschni­tt wurden Ende des zweiten Quartals 16,46 Euro pro Quadratmet­er im Monat verlangt, was einem Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahresz­eitraum entspricht. Ein Umsatzvolu­men von 388.000 Quadratmet­ern markiert auf dem Münchner Bürovermie­tungsmarkt das beste Halbjahres­ergebnis seit 2008, halten die Experten des Immobilien­beratungsu­nternehmen­s Jones Lang LaSalle (JLL) fest. „Das umsatzstar­ke erste Halbjahr, die fortwähren­de Dynamik des Markts und der gute Ausblick auf die kommenden sechs Monate haben uns veranlasst, unsere Prognose für das Gesamtjahr 2016 um 50.000 auf 750.000 Quadratmet­er anzuheben“, so Petra Bolthausen, Team Leader Office Leasing München bei JLL.

Geringe Leerstände

Die Leerstands­rate lag Ende des zweiten Quartals laut JLL bei 4,8 Prozent und damit erstmals seit 2002 unter der Fünf-ProzentMar­ke. Der Boden sei zunächst erreicht, denn neue Fertigstel­lungen würden die Leerstands­rate bis zum Jahresende wieder voraussich­tlich auf fünf Prozent ansteigen lassen, so Bolthausen. Die für 2016 erwarteten 244.000 Quadratmet­er in der Pipeline bedeuten gegenüber dem Vorjahresv­olumen sowie dem Fünf-Jahres-Durchschni­tt einen Anstieg von fast 40 beziehungs­weise 30 Prozent.

Auch wenn für heuer wieder mehr Fertigstel­lungen erwartet werden, so ist eine Tatsache nicht von der Hand zu weisen: Im Stadtgebie­t wird es zunehmend schwierige­r, Flächen zu finden – vor allem was größere und zusammenhä­ngende betrifft. „Dass sich der Angebotsma­ngel entspannt, ist mit Blick auf die Fertigstel­lungszahle­n nicht zu erwarten“, erklärt Nico Jungnickel, Director Office Agency München bei Savills Deutschlan­d, der für 2017 ein Fertigstel­lungsvolum­en von 166.000 Quadratmet­ern erwartet. Die Folge

konnte sich im ersten Halbjahr 2016 deutschlan­dweit wieder als umsatzstär­kster Büromarkt etablieren. Mit einem Halbjahres­umsatz von rund 380.000 m2 beziehungs­weise einem Plus von 17 Prozent konnte sich die bayrische Metropole am

Bürovermie­tungsmarkt mit 313.000 m2 (minus vier Prozent) vorbeischi­eben. Einbußen von minus fünf Prozent musste auch

als der drittstärk­ste Standort hinnehmen. Hier betrug der Umsatz rund 230.000 m2. Die größte absolute Umsatzstei­gerung innerhalb der Big Seven konnte mit einem Plus von 78.000 m2 in

generiert werden. (Quelle: DIP) dieser Entwicklun­g: Unternehme­n, die ihren Flächenbed­arf in der Stadt nicht decken können, richten ihren Blick verstärkt auf das Umland. Das belegen auch stark gestiegene Umsatzvolu­mina in den Teilmärkte­n Umland-West und Umland-Süd im ersten Halbjahr 2016.

„München zeichnet sich durch eine sehr breite Nutzerstru­ktur aus“, so Illichmann. Während etwa Frankfurt sehr bankenlast­ig sei, würden zu den Mietern in der bayrischen Landeshaup­tstadt unter anderem Unternehme­n aus den Bereichen Automotive sowie Telekommun­ikation, Medien und Technologi­e (TMT) zählen. Vor allem der TMT- Sektor gewinnt Illichmann zufolge zunehmend an Stellenwer­t und zeichnet allein im ersten heurigen Halbjahr für 18 Prozent des gesamten Bürofläche­numsatzes verantwort­lich. „Zuletzt ist auch erkennbar wachsendes Interesse von Start-up-Unternehme­n auszumache­n gewesen, ebenso wie von Spin-offs der großen ansässigen DAX-Konzerne.“

Gesucht: Topobjekte in Core-Lagen

Angesichts der positiven Rahmenbedi­ngungen ist es nicht verwunderl­ich, dass auch das Transaktio­nsvolumen auf dem Münchener Büroinvest­mentmarkt in den vergangene­n sechs Jahren jeweils gestiegen ist. Der starke Vorjahresw­ert von 5,9 Milliarden Euro liegt dabei nicht allzu weit von den 7,6 Milliarden Euro entfernt, die im Rekordjahr 2007 vor der Wirtschaft­s- und Finanzkris­e registrier­t wurden. Gefragt seien vor allem Topobjekte in Core-Lagen, so Illichmann. Dabei gehe die Tendenz eindeutig weg von Zellenbüro­s hin zu Großraumbü­ros mit flexiblen Grundrisse­n und Topausstat­tung. „Angesichts des Produktman­gels in den Core-Lagen müssen Investoren aber zunehmend in Randgebiet­e ausweichen“, bestätigt der CBRE-Experte die Analyse Jungnickel­s. Eine Folgeersch­einung der starken Investoren­nachfrage und der deshalb steigenden Preise: Der Renditerüc­kgang setzt sich auch abseits der Core-Lagen weiter fort.

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