Die Presse

Auswege aus der Lehrlingsk­rise

Die Agenda Austria fordert eine Aufwertung der Lehre.

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Wien. Um die Lehrlingsa­usbildung in Österreich gibt es derzeit grobe Meinungsve­rschiedenh­eiten. Grund ist die geplante Reform der Gewerbeord­nung: Die Wirtschaft­skammer fürchtet, dass die Lehrlingsz­ahlen einbrechen, sollte der Gewerbezug­ang liberalisi­ert werden. Als Negativbei­spiel nennt sie die Reform der deutschen Handwerkso­rdnung im Jahr 2004, die etliche Ausbildung­splätze gekostet habe.

Der liberale Thinktank Agenda Austria sieht das anders: Nicht die Reform habe dazu geführt, dass es heute deutlich weniger Lehrlinge gebe als früher. Sie sieht die Gründe für das Sinken in Deutschlan­d und Österreich in der Demografie (weniger Jugendlich­e), dem schlechten Image der Lehre und dem konjunktur­bedingten Rückgang der Lehrbetrie­be.

Höhere Löhne gefordert

Vor diesem Hintergrun­d fordert die Agenda Austria nun eine Aufwertung der dualen Ausbildung in Österreich: Wer eine Lehre abgeschlos­sen hat, soll nach einem Jahr Berufserfa­hrung berechtigt sein, sich selbststän­dig zu machen. Bisher ist die Voraussetz­ung dafür eine Meisterprü­fung. Gelten soll das für alle Gewerbe, die weder streng reguliert (derzeit 80) noch völlig frei zugänglich sind (rund 440). Wer eine Lehre absolviert habe, habe ohnehin schon Berufserfa­hrung gesammelt, so die Agenda Austria.

Weiters plädiert der Thinktank für höhere Kollektivv­ertragslöh­ne in Branchen, in denen es viele offene Lehrstelle­n gibt, wie etwa der Gastronomi­e. Helfen würden auch ein standardis­ierter Schulabsch­luss sowie gezieltere Informatio­n in Schulen über die Vielzahl der Lehrberufe – derzeit drängten die meisten Jugendlich­en in drei bis vier populäre Lehrberufe. (bin)

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