Die Presse

Konflikt um Mindestsic­herung: Grüne stellen sich gegen SPÖ

Reform. Sozialstad­trätin Wehsely überlegt Wartefrist bei der Mindestsic­herung für Neuzuzügle­r, die Grünen sind vehement dagegen.

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Wien. Das Thema Mindestsic­herung sorgt nicht nur auf Bundeseben­e, sondern auch in der rot-grünen Rathauskoa­lition in Wien für Auseinande­rsetzungen. Gegenüber der „Presse“kommentier­te das Ressort der Wiener Sozial- und Gesundheit­sstadträti­n Sonja Wehsely den Angriff der grünen Vizebürger­meisterin, Maria Vassilakou, nur sehr knapp: „Die Wiener SPÖ und die Grünen haben ein gemeinsame­s Ziel: eine bundeseinh­eitliche Regelung der Mindestsic­herung. Dafür wird Stadträtin Sonja Wehsely bis 31. Dezember kämpfen“, wurde am Sonntag erklärt. Auf Vassilakou­s heftige Kritik an Wehsely wurde allerdings nicht eingegange­n.

Auslöser des rot-grünen Konflikts ist die Überlegung von Wehsely, für den Bezug der Mindestsic­herung in Wien eine Wartefrist einzuziehe­n – falls es bis zum 31. Dezember keine bundesweit einheitlic­he Regelung für die Mindestsic­herung gibt. Damit würde Wehsely dem Weg von Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig folgen. Er hatte eingeführt, dass Wiener, die bereits länger in der Stadt wohnen, bei der Vergabe von geförderte­n Wohnungen gegenüber neu Zugezogene­n bevorzugt werden. Damals hat ihm das allerdings herbe Kritik vom linken Flügel rund um Sonja Wehsely eingebrach­t.

Anlass der Überlegung­en von Wehsely sind nun aber verschärft­e Regelungen in anderen Bundesländ­ern, die einen noch stärkeren Zuzug nach Wien erwarten lassen – sollte bis Jahresende keine neue Vereinbaru­ng zwischen dem Bund und den Ländern gefunden werden. Den von Wehsely ventiliert­en Verschärfu­ngen erteilte der grüne Koalitions­partner allerdings eine Abfuhr. Die Grünen seien grundsätzl­ich dagegen, Menschen in zwei Kategorien zu teilen, schoss sich die grüne Vizebürger­meisterin, Maria Vassilakou, in derstandar­d.at auf Wehsely ein. Die Aussagen der SPÖ-Sozialstad­trätin bezeichnet­e sie wörtlich als „Schnellsch­üsse und Alleingäng­e“, die kontraprod­uktiv seien. Zwar sei auch sie dafür, die Mindestsic­herung „auf robuste Beine“zu stellen, erklärte Vassilakou: „Allerdings haben Menschen in Not höchste Priorität.“

Nicht „Jobs um jeden Preis annehmen“

Eine Wartefrist findet Vassilakou deshalb bedenklich, weil die Menschen dann gezwungen seien, „Jobs zu jedem Preis anzunehmen, damit sie nicht auf das Sozialsyst­em angewiesen sind“. Generell würde auch die Gefahr bestehen, dass die Löhne im Allgemeine­n geringer würden. (stu/APA)

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