Die Absolution für Nichtmorgensportler
Sport in der Früh geht nicht einmal, wenn man bei der Zahl der Sonnengrüße trickst. Macht nichts!
An der Zeit würde es ja prinzipiell nicht scheitern. Als Zeitungsjournalistin kann man schwer argumentieren, dass man in der Früh nicht zum Sport kommt. Während sich der allergrößte Teil der arbeitenden Bevölkerung schon im Büro/Geschäft/Krankenhaus oder zumindest auf dem Weg dorthin befindet, stelle ich erst meinen Kaffee auf. Und während in meinem Yogastudio die Ersten mit ihren herabschauenden und heraufschauenden Hunden fertig sind, schaue ich unseren Katzen bei herabschauender und heraufschauender Katze zu.
Nicht, dass ich es mir nicht schon zigmal vorgenommen hätte. Ein bisschen früher aufstehen. Vielleicht gar nicht einmal ins Yogastudio gehen, sondern die Sonne zu Hause grüßen. Und das halt zunächst nicht zwölf Mal oder ein Vielfaches davon tun, wie es die ganz strengen Yogis machen, sondern erst einmal mit sechs Sonnengrüßen starten. Oder vier. Ergibt mal drei auch zwölf.
Aber obwohl die Zahl zwölf bei dieser etwas lockeren Interpretation dankbar ist (nicht auszudenken, wäre es elf!), ist es schwierig mit der frühen Bewegung und mir. Eine kurze Internetrecherche beweist, dass ich nicht die Einzige bin, die erst bekehrt werden muss. Eine Auswahl an Titeln: Der frühe Vogel fängt den Wurm! So werden Sie zum Frühsportprofi! Warum Sie unbedingt Morgensport machen sollten! So lernst du Frühsport lieben!
Das muss man aber gar nicht, sagt der Sportmediziner Piero Lercher, auf den ich bei der Suche nach Absolution für Nichtmorgensportler gestoßen bin. Wer sich in der Früh nicht fit genug fühlt für Sport, den kann und soll man nicht dazu zwingen. Es ist eigentlich ziemlich egal, wann man sich bewegt. Wichtig ist, dass man Spaß daran hat, und dass man es regelmäßig macht.
Was interessanterweise nicht nur am Abend funktioniert, sondern auch am Sonntagvormittag. Aber da bringt der Yogalehrer auch selbst gebackene Brownies mit.